Kosten explodiert

Dem Automaten-Kaffee stehen harte Zeiten ins Haus

Tirol
16.04.2025 07:47

Der Automaten-Spezialist Holly aus Hall in Tirol stöhnt unter der Weltmarkt-Entwicklung. Der Becherkaffee wird teurer, einige hundert Geräte wurden aus Kostengründen zuletzt abgebaut. Dennoch ist der Optimismus noch nicht gänzlich gewichen.

Alles begann 1976 mit dem Verkauf von Wurstsemmeln bei Swarovski-Optik in Absam. Knapp vor dem 50-Jahr-Jubiläum befüllt und betreut die Haller Firma Holly nun rund 10.000 Automaten in Tirol. Großteils mit Kaffee – als Instantgetränk oder frisch gemahlen. Auch Kaltgetränke und Snacks haben inzwischen Einzug gehalten, dazu verkauft man rund 3500 belegte Brote täglich, die man in Hall selbst zubereitet. Im Kaffeegeschäft macht der Tiroler Marktführer 30 Prozent des Umsatzes mit der Gastronomie.

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Auf dem Rohstoffmarkt sind die Preise in einem Jahr um 147 Prozent gestiegen.

Firmenchef Bernhard Peskoller

Marktpreis ist explodiert
Die Hauptsorge bereitet derzeit der Blick auf die Kaffee-Herkunftsländer in Lateinamerika: „Auf dem Rohstoffmarkt sind die Preise in einem Jahr um 147 Prozent gestiegen“, stöhnt Firmenchef Bernhard Peskoller. Denn Kaffee ist längst auch ein Spekulationsobjekt.

In der Zentrale in Hall wird natürlich Kaffee getrunken, Automaten werden gelagert und repariert. (Bild: Birbaumer Christof)
In der Zentrale in Hall wird natürlich Kaffee getrunken, Automaten werden gelagert und repariert.

„Diese Preise an den Kunden weiterzugeben ist unmöglich“, sagt Prokurist David Narr. Gefühlte 20 Jahre lang habe man den Büro-Kaffee nun für 50 Cent anbieten können. „Jetzt brauchen wir zumindest 80 Cent und die Grenze von 1 Euro könnte bald erreicht sein.“ Eine Folge sei, dass man „umsatzschwache“ Automaten zuletzt vermehrt aussortiert habe. „In eineinhalb Jahren haben wir bestimmt 300 bis 400 Automaten abgebaut. Zumindest zweimal wöchentlich muss jeder Automat angefahren werden, jeder Stopp kostet“, sagt Narr.

Etwa 40 bis 50 Kaffee müsste man an einem Tag verkaufen, damit ein Standort rentabel sei.

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Zumindest zweimal wöchentlich muss jeder Automat angefahren werden, jeder Stopp kostet.

Prokurist David Narr

Weniger Nachfrage bei einigen großen Unternehmen
Zeitgleich seien auch in großen Unternehmen zuletzt Personal verringert und Arbeitsschichten eliminiert worden. Im Gegenzug seien die Löhne explodiert. Auch bei der Flotte von 50 Fahrzeugen, darunter 10 E-Autos, habe man mit Mehrkosten zu kämpfen. Hinzu kommt die aus Umwelt- und Nachhaltigkeitsgründen selbst angestrebte Umstellung auf Pappbecher (mit 4 Cent doppelt so teuer wie die einstigen Kunststoffbecher).

Trotz all dieser Herausforderungen glaubt man an den Verkaufsautomaten als „unverzichtbare Versorgungsquelle“. Gutes Wirtschaften in starken Phasen gebe nun Stabilität.

Peskoller erklärt die schwierige Lage vor allem durch Kostensteigerungen. (Bild: Birbaumer Christof)
Peskoller erklärt die schwierige Lage vor allem durch Kostensteigerungen.

Automaten stehen nicht mehr im dunkelsten Eck
Und noch ein Lichtblick für die Holly-Verantwortlichen: „Die Akzeptanz in den Unternehmen ist gestiegen. Früher stand der Kaffeeautomat unter der Stiege, die Mitarbeiter sollten dort nicht lange Zeit verschwenden. Heute wird der Automat als wichtiges Zentrum der Mitarbeiterkommunikation meist sogar gerne gesehen.“

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