Wenn der Magen knurrt, kehren knapp zwei Millionen Österreicher täglich in eine betriebseigene oder öffentliche Kantine ein. Durch einen Aktionsplan sollten dort eigentlich vorrangig regionale Produkte verkocht werden, doch eine Umfrage zeigt: Kaum ein Kantinenbetreiber stemmt den höheren Preis für heimische Lebensmittel.
Für die Einkäufer und Küchenchefs von öffentlichen Großküchen gilt seit 2021 der Aktionsplan für eine „nachhaltige öffentliche Beschaffung“ (naBe-Plan). Dieser Plan soll dabei helfen, den Anteil an regionalen Lebensmitteln in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung wie Spitälern oder Pflegeeinrichtungen zu steigern. Bei rund einer halben Million Gästen pro Tag wäre das kein unwesentlicher Faktor für unsere Wirtschaft.
Doch eine kürzlich unter 500 Betreibern öffentlicher Kantinen durchgeführte Umfrage ergab zahlreiche Herausforderungen, die einer gelungenen Umsetzung des „naBe-Plans“ im Weg stehen. Als Hauptgründe wurden ein zu hoher Preisunterschied zwischen heimischen und ausländischen Zutaten ebenso wie ein zu geringes Einkaufsbudget genannt.
Ein-Euro-Forderung
Robert Pichler vom Verein „Wirtschaften am Land“ sieht das Klimaministerium, das den „naBe-Plan“ entwickelt hat, in der Pflicht: „Um den Absatz heimischer Lebensmittel im Großkücheneinkauf zu steigern, benötigen wir finanzielle Anreize, die zur Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien bei Herkunft, Tierwohl und Bio motivieren“.
Pichler rechnet vor: „Bereits ein Euro mehr pro Essensportion würde ausreichen, um die täglichen 450.000 Mahlzeiten in öffentlichen Kantinen nachhaltig zu gestalten. Dieser ‘Kantinen-Euro‘ soll nur dann ausgezahlt werden, wenn der nachhaltige Einkauf durch Rechnungsbelege nachgewiesen wird.“
Unsere Landwirte arbeiten von früh bis spät, um Nahrungsmittel in bester Qualität zu erzeugen. Wir Konsumenten müssen uns bewusst dafür entscheiden und auch heimische Produkte einfordern.
Maggie Entenfellner, „Krone“ Tierecke
Bild: ORF/Günther Pichlkostner
Regionale Qualität hat ihren Preis
Auch der Bauernbund kann dem „Kantinen-Euro“ etwas abgewinnen und unterstützt die Forderung an die zukünftige Regierung. Besonders eklatant zeige sich der Unterschied zwischen „regional“ und „egal“ beim Geflügelfleisch, so Bauernbund-Präsident Georg Strasser: „Nicht einmal die Hälfte des Geflügels in unseren öffentlichen Kantinen kommt aus Österreich, beim Putenfleisch sind es gerade einmal 56 %. Jeder zweite Putenstreifensalat kommt aus dem Ausland – das bringt unsere Bauernfamilien unter Druck und muss nicht sein.“
Das Konsumverhalten im privaten Bereich ist erwiesenermaßen recht widersprüchlich. Die Österreicher lehnen beispielsweise Tierhaltung auf Vollspalten ab und haben sehr hohe Ansprüche an die Haltungsform und Produktion. „Doch gekauft wird dann aber oft das Billigste“, weiß „Krone“-Tierwohl-Expertin Maggie Entenfellner. „Dass da der Staat mit gutem Beispiel vorangehen soll und den Einkauf in seinen Kantinen subventioniert, halte ich für einen guten Schritt!“, so Entenfellner.
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