10.12.2012 15:24 |

Zufall führte Regie

"Graf Ali": Vom "Bauer" zum Millionen-Jongleur

Ab Mittwoch steht Alfons Mensdorff-Pouilly wegen des Verdachts auf Geldwäsche vor Gericht. Der Angeklagte sagte zu den Vorwürfen bisher: "Ich habe nie wen bestochen!" Durch die Verwandtschaft mit dem "weißen Sultan" und Zufall gelangte "Graf Ali" in die Politik und in die Waffenindustrie.
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Manche halten ihn für eine zwielichtige Figur, andere schätzen ihn als charmanten Gastgeber bei feudalen Jagden in seinem Schloss in Luising (Burgenland). Ab Mittwoch steht Alfons Eduard Antonius Maria Andreas Hubertus Christoph Graf von Mensdorff-Pouilly (58) vor Gericht – als Millionenjongleur im Dunstkreis der Waffenindustrie.

Das große Geld wurde ihm nicht in die Wiege gelegt. Eine gehörige Portion Glück und Zufall brachten ihn auf die Gewinnerstraße. Seine Kindheit im Südburgenland war ärmlich, sollte "Graf Ali" später erzählen. Der Grund, den seine Eltern bestellten, warf nur geringe Gewinne ab. Als er 1980 mit 27 das Erbe übernahm, musste er zusätzlich als Einkäufer für einen Hühnerhof arbeiten.

Schloss auf Kredit gekauft
Ende der 80er-Jahre baute Mensdorff-Pouilly sein Schloss – auf Kredit. Verwandtschaftliche Bande brachten ihn in Kontakt mit einem Weltkonzern: Seine Cousine hatte den Engländer Tim Landon geheiratet, der als Geheimagent dem bis heute im Oman regierenden Sultan Quabus zur Macht verhalf. Landon (Spitzname: "weißer Sultan") arbeitete später für den Flugzeug- und Waffenkonzern British Aerospace. Und Landon war es, der "Graf Ali" 1992 den Weg zu BAE ebnete.

Der Zufall führte wieder Regie, als 1993 die damalige Umweltministerin Maria Rauch-Kallat ausgerechnet im Südburgenland Feuchtbiotope besichtigte und dabei "Graf Ali" traf. Ein Jahr später heirateten die beiden, und der Landadelige, der bescheiden als Beruf immer nur "Bauer" angibt, hatte fortan Zugang zu höchsten politischen Kreisen.

Erster Auftritt vor Gericht im Jahr 1995
1995 musste Mensdorff – ganz ungräflich – erstmals auf der Anklagebank Platz nehmen. Verbotene Intervention in einem österreichischen Waffendeal wurde ihm angelastet. Doch "Graf Ali" wurde freigesprochen und widmete sich seiner Beratertätigkeit für BAE. Er organisierte groß angelegte Jagden in seinem Schloss, das vor allem an den Wochenenden immer mehr Prominente aus Politik und Wirtschaft beherbergte. Viele waren dort zu Gast - auch Ernst Strasser, der derzeit vor Gericht steht.

Bei dem Prozess, der am Mittwoch beginnt, geht es zunächst nicht um die Telekom, von der er eine Million Beraterhonorar kassierte, oder die Anschaffung von Grippemasken, mit denen er auch in Zusammenhang gebracht wurde. Staatsanwalt Michael Radasztics beschuldigt ihn der Geldwäsche. 12,6 Millionen Euro sollen für die Bestechung von Entscheidungsträgern bei Waffengeschäften in Zentral- und Osteuropa geflossen sein. Laut Anklage hätten zuvor führende Köpfe bei BAE das Geld mit Scheinrechnungen abgezweigt.

Bereits zweimal saß "Graf Ali" in dieser Sache in Haft: fünf Wochen in Österreich und eine Woche in London. Doch just zu diesem Zeitpunkt schloss BAE mit dem britischen Staat einen Vergleich ab und kaufte sich mit 300 Millionen von weiteren Ermittlungen frei. Auch "Graf Ali" profitierte von dieser Vereinbarung, kassierte noch 430.000 Euro Entschädigung und durfte nach Hause fahren.

Eurofighter werden auch ein Thema sein
Im Verfahren vor Richter Stefan Apostol werden diverse Beschaffungsvorgänge besprochen und wohl auch jener des Eurofighters. Doch damit will Mensdorff-Pouilly nichts zu tun haben. "Mein Mandant hat nie jemanden bestochen. Er bestreitet alles", sagt Verteidiger Harald Schuster nur ganz knapp. Sein Mandant will auch beweisen, dass die Millionen durchaus legaler Herkunft waren. Sie seien von dem in seinen letzten Lebensjahren schwerreichen Tim Landon gekommen.

Das Verfahren wird schwierig: Tim Landon starb 2007. Und die BAE-Manager werden kaum für einen Zeugenauftritt in Wien zu gewinnen sein. Doch spannend wird es allemal. Dafür wird schon der Angeklagte sorgen.

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