Das Finale der fünfteiligen Theater-Serie „I Am From Austria“ ist derzeit im Schausraum des Schauspielhaus Graz zu sehen. Ein Ende der darin beschriebenen Missstände in Österreich, ist allerdings nicht in Sicht.
Ab wann wird die Eigenart eines Landes eigentlich zum Teil von dessen Leitkultur? Mit dieser Frage wird man am Schauspielhaus Graz im fünften und finalen Teil der Theaterserie „I Am From Austria“ konfrontiert. Denn nach vier Folgen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen mit Freunderlwirtschaft, Vitamin B, Bestechlichkeit und moralischen Zerwürfnissen in der Alpenrepublik beschäftigt haben, ist in der finalen Zusammenfassung in Folge fünf eine bittere Erkenntnis festzuhalten: Die Korrumpierbarkeit von Politik und Gesellschaft ist wohl Teil unserer Leitkultur.
Wer kriegt das „Österreich-Pickerl“?
Mit einem Mix aus journalistischer Recherche und ironischer Überspitzung bringt das „Institut für Medien, Politik und Theater“ rund um den steirischen Regisseur Felix Hafner diese problematische Leitkultur auf die Bühne. Im Zentrum steht dabei ein Trio an Beute-Steirern (Oliver Chomik, Anna Rausch, Tim Breyvogel), die in der Behörde (geleitet von Rudi Widerhofer) antanzen müssen, um dort ihr „Östereich-Pickerl“ zu machen.
Denn im Land bleiben darf nur, wer sich im Land auch auskennt. Und so singt das Trio nicht nur Hits von Fendrich und Gabalier und macht Ski-Gymnastik mit dem skurrilsten Skilehrer des Landes (Sebastian Schindegger), sondern betet auch all die politischen Skandale und gesellschaftlichen Skandälchen der vergangenen Jahre herunter.
Der Empörung müde werden
Dass das nicht nur unglaublich unterhaltsam, sondern in der Verdichtung mitunter auch fast schon ermüdend ist, sagt weniger über die Qualität dieses Abends als über den Zustand des Landes aus. Es gibt so vieles, über das man sich empören müsste, dass man der Empörung irgendwann müde wird. Und wer könnte daran etwas ändern? Der Bürokrat (Rudi Widerhofer) ist es jedenfalls nicht: Er hat die Entscheidung über die Verleihung der „Österreich-Pickerl“ für das Darsteller-Trio einfach in die nächste Legislaturperiode verschoben – typisch österreichisch.
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