Im Juni muss Ulrike Habeler vor Gericht. Der Grund: Die Gemeinde Markt Allhau fordert von der Medizinerin 70.000 Euro Schadenersatz, weil sie vor Jahren mobilisiertes Bauland noch nicht vollständig bebaut hat.
Begegnet man Dr. Ulrike Habeler in ihrem Element, dann erkennt man schnell, dass der Bergdoktor weibliche Konkurrenz bekommen hat. Wohlgemerkt: in Echt! Ihr Beruf ist für sie längst zur Berufung geworden. Vor mittlerweile zehn Jahren hat sich die gebürtige Markt Allhauerin, die viele Jahre als Oberärztin im St. Anna Kinderspital gearbeitet hat, auch den Traum von der eigenen Pädiatrisch-Geriatrischen Praxis erfüllt und damit für ein Novum in Österreich gesorgt.
Gerichtsverhandlung am 7. Juni
Ihrem Credo – niemals in Rente zu gehen – bleibt sie stets treu, wenngleich die Steine riesengroß sind, die der 60-Jährigen in den Weg gelegt werden. Am 6. Juni sitzt die Ärztin darum sogar auf der Anklagebank am Landesgericht Eisenstadt. Die Gemeinde Markt Allhau fordert von der Medizinerin 70.000 Euro Schadensersatz. Der tatsächliche Streitwert liege sogar bei rund 600.000 Euro, „aus Kostengründen und anwaltlicher Vorsicht“ gehe es aber um die wesentlich kleinere Summe, heißt es in der Begründung.
Große Visionen stießen auf viel Gegenwind
Wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass eine Gemeinde die eigene Kinderärztin verklagt, ist eine komplexe Geschichte, hat aber vor allem mit den großen Visionen der Ärztin zu tun, die es sich zum Ziel gesetzt hat, für junge Menschen gleichermaßen da zu sein, wie für alte Menschen. „Als Ärztin habe ich mich eingehend mit den positiven Wechselbeziehungen zwischen Kindern und alten Menschen beschäftigt – und dabei festgestellt, welche wunderbaren Auswirkungen die gegenseitige Fürsorge und der Austausch zwischen den Generationen hat“, erzählt Habeler.
Große Visionen brachten Ärztin viel Gegenwind
Die Eröffnung der 1. Österreichischen Pädiatrisch-Geriatrischen Praxis war allerdings nur eine Komponente. Die ursprüngliche Idee, auch ein Kinderheim unmittelbar neben der Ordination zu errichten, scheiterte – Bürgerversammlungen, Unterschriftenlisten und viel Gegenwind inklusive. 2022 bekam Habeler dann die Baugenehmigung für die Umsetzung eines Generationenprojekts, welches gemeinsam mit dem „Vereins JAZ - Jung & Alt Zusammenhalt, Österreichische Gesellschaft zur Förderung des intergenerationellen Zusammenhalts“ umgesetzt werden sollte.
Bei diesem Projekt geht es nicht ums Geld, sondern es geht um die Sache. Es geht darum, dass Jung und Alt zusammenhalten.
Dr. Ulrike Habeler
Bild: Habeler
2022 erfolgte der Spatenstich für die Dorfsiedlung
Der Spatenstich erfolgte, ein Haus wurde bereits errichtet. Auf 12.000 Quadratmetern sollte eine „Dorfsiedlung“ entstehen, wo junge und ältere Menschen ein Zuhause mit Rundum-Betreuung finden sollten, ganz nach dem Modell „Großfamilie“. Im Vordergrund sollte das gemeinschaftliche Miteinander stehen, welches von Wertschätzung und Nächstenliebe getragen ist.
Zinsen und Baupreise verzögerten Projekt
Wären dann nicht die Nachwehen der Pandemie, gestiegenen Baupreise und Zinsen dazwischen gekommen: Die Baubewilligung ist nach wie vor aufrecht, ebenso das Ziel von Habeler und ihren Partnern am Vorhaben festzuhalten. Allerdings zieht die Gemeinde jetzt eine vertraglich gesicherte Option, bei Nichtbebauung den Grund um 35 Euro pro Quadratmeter als leistbares Bauland weiterzuverkaufen. Den entgangenen Gewinn – Streitwert: 70.000 Euro – macht man eben jetzt vor Gericht geltend. Wohlgemerkt: Besagtes Rückkaufsrecht nur dann möglich gewesen wäre, wäre der Grund nicht an die Projektgesellschaft gegangen.
Gemeinde verweist auf laufendes Verfahren
Offiziell wollte man seitens der Gemeinde keine Stellung nehmen, da es sich um ein laufendes Verfahren handle. Der Anwalt von Habeler spricht hingegen von einer befremdenden Vorgehensweise, da sich das Projekt nur verzögere und nicht ad acta gelegt wurde. Die Medizinerin will die Zwistigkeiten jedenfalls „aussitzen“.
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