„Krone“-Reporter und Ski-Experte Alexander Hofstetter schreibt in seiner Kolumne über die sensationelle Rückkehr von Marcel Hirscher.
Was darf man sich von Marcel Hirscher bei seinem Comeback im alpinen Ski-Weltcup wirklich erwarten? Experten, Fans, Trainer, Kontrahenten sind sich sicher: „Wenn Marcel zurückkehrt, dann nur, wenn er auch um Siege mitfahren kann!“ Stimmt natürlich, dass das der Anspruch des „Narrischen“ immer war und auch sein wird.
Aber: Einen Hirscher, der gnadenlos alles seiner Leistung unterordnet, wird und kann es nicht mehr geben. Hirscher ist mittlerweile 35, hat zwei Kinder, zwei Hunde und nicht zuletzt als Unternehmer zwei Firmen zu leiten. Skifahren und Knallhart-Training als reinen Full-Time-Job wird er nicht mehr wie früher hinbekommen.
Und: Die FIS-Rennen in Neuseeland, bei denen sich Hirscher die notwendigen Punkte holen möchte, sind gleich mal brutale „Derbys“. Hirscher wird zunächst mit hohen Startnummern ins Rennen gehen, bei Pistenbedingungen, die selbst für einen Ausnahmekönner wie ihn kein Honigschlecken sein werden.
Und Hirscher hat fünf Jahre kein Skirennen mehr bestritten. Seit seinem Rücktritt hat er – gemäß seinen eigenen Schätzungen - rund hundert Skitage gehabt, 90 Prozent davon waren im (für Hirscher-Verhältnisse) Hobby-Bereich. Dass in den sozialen Medien immer wieder Videos von Hirscher beim Testen seiner Van-Deer-Skier und beim Stangentraining aufgetaucht sind, hatte natürlich den Eindruck erweckt, dass es Hirscher nach wie vor drauf hat und Marcel vielleicht sogar mit einem Comeback liebäugeln könnte. Diese rennmäßigen Einheiten waren aber eher rar gesät.
Zwei Szenarien
Nicht nur Hirscher, sondern natürlich auch die Konkurrenz steht vor einer brisanten Herausforderung. Ist Hirscher völlig chancenlos, könnte man sagen, dass er seine Märchen-Karriere beschmutzt. Fährt er auch fünf Jahre danach die Konkurrenz in Grund und Boden, wird sich der eine oder andere schon die Sinnfrage stellen. „Bleib uns doch bitte vom Leib“, ließ übrigens Manuel Feller das Hirscher-Team bereits mit einem Augenzwinkern wissen.
Alles in allem kann man sagen: „Typisch Hirscher“! Richtig Ernst machte er mit seiner Idee übrigens rund eine Woche nach seinem Geburtstag (2. März). Da wusste er: Wenn er wirklich zurückkehren möchte, muss er langsam in die Gänge kommen. Einen richtigen, fertigen Masterplan, was Trainings und Neuseeland-Camp betrifft, gibt es aber laut „Team Hirscher“ nicht wirklich. Beziehungsweise noch nicht.
Die Lösung mit den Niederlanden, der Heimat von Marcels Mama, lag natürlich nahe. Nicht zuletzt auch aus touristischen und wirtschaftlichen Gründen. Auch wenn „orange“ Skirennläufer eine Rarität sind, weiß man nicht zuletzt in Österreich, wie skibegeistert die Niederländer sind. Schon jetzt steht fest: Der Spannungsbogen für den WM-Winter 2024/25 mit dem Höhepunkt Goldjagd in Saalbach könnte nicht besser gespannt sein, Hirscher is back!
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