Neuhold erklärt:

EM-Teilnahme für ÖFB auch wichtige Finanzspritze

Fußball International
26.03.2024 06:59

Die EM-Teilnahme im Sommer in Deutschland hat für den ÖFB im Jahr der Umsetzung seines großen Infrastrukturprojektes einen willkommenen finanziellen Einmaleffekt. Von der vergangenen EM 2021 blieb dem Fußball-Bund ein Plus im niedrigen siebenstelligen Euro-Bereich. Der Bau des etwas mehr als 70 Millionen Euro teuren Trainingszentrums in Wien-Aspern ist davon zwar nicht abhängig. Der ÖFB-Anteil von knapp 24 Mio. Euro lässt die Rücklagen aber auf ein Minimum schmelzen.

Dazu gilt es nach Fertigstellung der Anlage die nicht unwesentlichen Betriebskosten zu stemmen. „Die Einmaleffekte sind wichtig, um das ganze wirtschaftliche Konstrukt im Verband in Balance zu halten“, erklärte Bernhard Neuhold, der Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe GmbH. Der Manager erinnerte an die herausfordernde wirtschaftliche Situation in der Sportbranche, hohe Kollektivvertragsabschlüsse und eine anhaltend hohe Inflation, die sich besonders in den Reisekosten für die elf Nationalteams niederschlägt.

Gewinn nach Corona-Jahren
2023 hat der ÖFB dennoch einen Überschuss erwirtschaftet – laut Neuhold im hohen sechsstelligen Bereich. Davor hatte der größte Sportverband Österreichs nicht zuletzt in Folge der Corona-Pandemie zweimal negativ bilanziert. Der Umsatz betrug im Vorjahr ca. 60 Millionen Euro. 2024 wird man durch die EM-Preisgelder einen neuen Rekordwert erreichen – auch wenn von den UEFA-Zahlungen wie bisher auch die Bundesliga und die neun Landesverbände profitieren.

Die Solidaritätszahlungen an die gesamte Fußball-Struktur könnten diesmal im Vergleich zu 2021 adaptiert werden. „Für uns ist es schon ein Argument, dass wir unser Infrastrukturprojekt umsetzen. Darauf liegt unser Fokus, da helfen zusätzliche Mittel“, betonte Neuhold. Je 23,14 Mio. Euro an Förderungen stellen der Bund und die Stadt Wien für das Zentrum zur Verfügung. Den Rest will der ÖFB komplett aus Eigenmitteln stemmen. Nur für den Fall unvorhergesehener Liquiditätsengpässe sei eine Zwischenfinanzierung per Kredit nicht ausgeschlossen.

Die Zahlungen an Totalunternehmer Strabag laufen bis Anfang 2026. Hohe Kreditzinsen will sich der Verband ersparen. „Da hat sich ausgezahlt, dass der ÖFB in den letzten 20 Jahren erhebliche Rücklagen aufgebaut hat“, sagte Neuhold. Schon in der Ära von Generaldirektor Alfred Ludwig, bis 2016 im Amt, habe man immer im Hinterkopf gehabt, diese in wirtschaftlich guten Zeiten aufzubauen, um sich irgendwann eine eigene Infrastruktur leisten zu können. „Dieser Moment ist jetzt gekommen.“

„Puffer geht verloren“
In anderen Bereichen muss man den Gürtel laut Neuhold deswegen nicht zwingend enger schnallen. „Natürlich geht mit dem Verlust der Rücklage ein Stück weit Puffer und Sicherheit verloren für schwierige Zeiten“, erklärte der Niederösterreicher. Man werde wie schon bisher alle Ausgaben und Projekte kritisch hinterfragen. „Wir wollen uns auch künftig in allen Bereichen weiterentwickeln, das ist unser Anspruch. Wir wollen die nächsten Schritte machen, es muss aber auch finanzierbar sein.“

Helfen könnten EM-Einkünfte. Die UEFA hat ihre Preisgelder gegenüber 2021 nicht verändert – obwohl die Stadien diesmal im Gegensatz zur Pandemie-EM voll sein werden. Die Antrittsprämie beträgt 9,25 Mio. Euro, jeder Sieg bringt eine Million, jedes Remis eine halbe und der Aufstieg ins Achtelfinale weitere 1,5 Millionen. Wesentlichster Kostenblock neben externem Personal, Transport- und Logistikkosten sowie Erfolgsprämien für die Spieler ist das Quartier.

Hotel als Glücksfall
Das ÖFB-Team residiert im mondänen Schlosshotel Berlin im Stadtteil Grunewald. Die Entscheidung fiel nach der Gruppenauslosung mit zwei Partien in Berlin kurzfristig, nachdem sich eine individuelle Buchung außerhalb des UEFA-Kataloges im Vorfeld zerschlagen hatte. „Das hat sich im Nachhinein als Glücksfall herausgestellt“, meinte Neuhold. Nicht zuletzt die Stornobedingungen seien deutlich günstiger als im Spa & GolfResort Weimarer Land, in dem nun die Engländer Quartier beziehen.

Nach einem EM-Aus würden in Berlin keine Zahlungsverpflichtungen mehr bestehen. „Auch alle angedachten Arrangements im Süden Deutschlands wären am Ende wesentlich teurer gewesen“, sagte Neuhold. „Daher ist es für uns nicht nur logistisch und inhaltlich eine gute Wahl, sondern auch wirtschaftlich.“ Auch die Spieler sind zufrieden.

Mit dem Mannschaftsrat – bestehend aus David Alaba, Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer und Konrad Laimer – führte Neuhold am Montagnachmittag gemeinsam mit ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer und Sportdirektor Peter Schöttel ein erstes Gespräch über die Höhe der EM-Prämien. „Es war ein sehr guter Austausch“, meinte der Geschäftsführer. „Alle Beteiligten sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten Wochen eine partnerschaftliche Lösung finden werden.“

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