Filzmaier analysiert:

Wie der Kirchgang die Salzburg-Wahl beeinflusst

Politik
24.03.2024 06:00

In der Stadt Salzburg findet heute die Stichwahl für das Bürgermeisteramt statt. Ortschef wird entweder der 2017 und 2019 zweimal knapp gescheiterte Bernhard Auinger von der SPÖ. Oder aber der Kommunist Kay-Michael Dankl.

1. Politikwissenschafter zu sein, das ist ab und zu ein undankbarer Job. In den letzten zwei Wochen trifft man sowohl in Salzburg als auch weit außerhalb von dessen Landesgrenzen lauter Besserwisser, die angeblich den Wahlausgang längst kennen. Weil naturgemäß jeder eine 50:50-Chance hat, recht zu haben, bleibt am heutigen Abend ein erklecklicher Anteil der „Rumratenden“ übrig, die sagen werden: „Ich hab’s ja gleich gewusst!“

2. Die wissenschaftliche Prognose ist hingegen unspektakulär: Niemand kann das vorher wissen! Man erinnere sich an die Präsidentschaftswahl 2016. Da lag Norbert Hofer in der ersten Wahl 14 Prozentpunkte vor Alexander Van der Bellen, um letztlich knapp geschlagen zu werden. Vorhersagen über das Abstimmungsverhalten jener, deren Lieblingskandidat schon ausgeschieden ist – in Salzburg also insbesondere Wähler der ÖVP, FPÖ und Grünen – sind eine unsichere Sache.

3. Die Wirkung von Wahlempfehlungen konnte zudem von der Wissenschaft bisher selten nachgewiesen werden. Auch gab es solche nur indirekt von der FPÖ, dass man keinen Kommunisten wolle. Trotzdem ist sehr fraglich, ob Fans der „Blauen“ den roten Auinger statt dem dunkelroten Dankl wählen oder gar nicht ins Wahllokal gehen.

4. Wählerstromanalysen für Salzburg sind nicht öffentlich zugänglich, oder es gibt sie – vom Wiener Statistikprofessor Erich Neuwirth exzellent berechnet – lediglich ohne Berücksichtigung der Briefwahl und somit ungenau. Demnach würde Auinger einen größeren Anteil von Unterstützern der ÖVP ansprechen, was für die Stichwahl ein Vorteil wäre. Doch vielleicht pilgert diese Gruppe lieber in die Kirche als ins Wahllokal?

5. Folgerichtig entscheidet der Faktor Wahlbeteiligung. Vor zwei Wochen nahmen bloß 54 Prozent der Salzburger teil. Vermutlich werden diesmal noch weniger ihre Stimme abgeben und dieselben wie damals. Und es werden nicht die gleichen Leute zu Hause bleiben. Rein rechnerisch können Auinger und Dankl gleichermaßen aus dem Nichtwählerlager die meisten Stimmen holen. Daher ist alles möglich.

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