Jetzt geht es der Textil-Industrie an die (Baum-)Wolle! Forscher aus Niederösterreich wollen die Recycling-Quote alter Kleidung drastisch erhöhen, um EU-Quoten zu erfüllen. Dabei begeben sie sich auf die Suche nach einer „molekularer Schere“ für Textilien.
Am Montag feiert Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in großer Runde ihren 60. Geburtstag im Stift Klosterneuburg. Zuvor formulierte sie in der ORF-Pressestunde einen Wunsch – dass nämlich in den kommenden 20 Jahren ein Nobelpreis für Wissenschaft nach Niederösterreich geht. Die Innovationskraft im weiten Land ist hoch, zumal heimische Forscher auch nicht davor zurückschrecken, sich großer weltweiter Probleme anzunehmen.
Vom „Schmutzfink“ zum Recycling-Vorreiter
Ein solches stand nun auch im Haus der Digitalisierung auf dem Programm. Zu dem Termin lud aber nicht die Landeshauptfrau selbst, sondern ihr Vize Stephan Pernkopf. Dieser machte einen der größten globalen CO2-Treiber zum Thema. Und das ist ausgerechnet die Textilindustrie, die eben nicht nur Haute Couture produziert, sondern auch mehr Emissionen verursacht, als die Schiff- und Luftfahrt zusammen. So ist die Branche für 10 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes und 35 Prozent des Mikroplastiks verantwortlich.
Bisher gibt es noch keine effiziente Möglichkeit, Verbundfaserns wieder zu trennen und Baumwolle oder Polyester wieder in die Kreislaufwirtschaft zurückzuführen. Das wollen jetzt ändern!
Christian Schimper, Zentrumsleiter
In Tulln, genauer gesagt am dortigen Biotech Campus rund um das Haus der Digitalisierung wurde nun in Kooperation der FH Wiener Neustadt mit der TU Wien und der Universität für Bodenkultur sowie einem Textilhersteller und zwei Recycling-Unternehmen ein neues Josef-Ressel-Zentrum gegründet. Hier will man einen Gegenpol zur sogenannten Fast Fashion bilden und sich der Wiederverwertung von Textilien widmen. „Bei Papier, Glas oder Metall ist Recycling ja schon das Gebot der Stunde, diese Maxime soll nun auch in der Textilindustrie Einzug erhalten“, so Pernkopf.
Die Forschung hier in Tulln ist angewandte Wissenschaft. Sie schützt nicht nur die Umwelt, sondern bringt auch messbare Ergebnisse für unsere Wirtschaft. Und es werden Fachkräfte ausgebildet.
Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP)
Branche hofft auf Lösungen „Made in NÖ“
Ganz Europa blicke gespannt auf die Forschungsergebnisse „Made in NÖ“, denn schon bald müssen die meist aus Asien importierten Textilien in der ganzen EU getrennt gesammelt und so gut es geht auch wiederverwertet werden. Die Crux liegt in der Trennung von Baumwolle und Polyester, die auf biotechnologische Art durch die Beigabe von speziellen Enzymen passieren soll.
In den kommenden fünf Jahren werden am Standort 2,16 Millionen Euro investiert, pro Jahrgang gibt es sechs Master-Studenten.
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