Schlimmste Befürchtungen. Bestürzung während der Redaktionskonferenz, als die Meldung von der Suchaktion nach einer prominenten Branchenkollegin kommt: Nachdem sie am Morgen von ihrem Bruder Abschied genommen haben soll, suchten 100 Feuerwehrleute, dazu Polizisten und weitere Helfer im bayrisch-oberösterreichischen Grenzgebiet nach Alexandra Föderl-Schmid, lange Jahre Chefredakteurin des „Standard“ und zuletzt stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“. Man hegte die schlimmsten Befürchtungen, weil die renommierte Journalistin in den vergangenen Wochen ins Zentrum einer Plagiatsaffäre gerückt worden war. Man warf ihr vor, in manchen ihrer Texte hätte man „starke Ähnlichkeiten und sogar wörtliche Übereinstimmungen“ mit Artikeln anderer Autoren gefunden. Daraufhin hatte die „Süddeutsche Zeitung“ am Montag bekannt gegeben, dass sich Föderl-Schmid wegen der Vorwürfe vorübergehend aus dem Tagesgeschäft zurückziehe, eine externe Kommission sei mit der Prüfung der Angelegenheit beauftragt. Zudem habe die Journalistin die Uni Salzburg gebeten, ihre dort eingereichte Dissertation von 1996 zu überprüfen. Doch am Donnerstag eskalierte die Causa offenbar zur Tragödie.
Üble „Aufdeckungen“. Hinter den üblen „Aufdeckungen“ rund um die Top-Journalistin stecken offenbar der berüchtigte sogenannte „Plagiatsjäger“ Stefan Weber und der tief gefallene ehemalige „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt. Donnerstag Vormittag hatte Weber auf X (Ex-Twitter) ein Mail Föderl-Schmids an ihn veröffentlicht. Sie habe ihm geschrieben: „Ich habe viel über Medien, Mechanismen, Menschen und Geschäfte gelernt. Zumindest diese Jagd ist vorbei.“ Webers launiger Kommentar dazu: „Ich bin gespannt, was ,vorbei‘ ist und wer hier genau wen ,jagt‘“. Zu diesem Zeitpunkt wurde schon nach Föderl-Schmid gesucht - der Kommentar wurde später wieder gelöscht. Muss man da noch irgendetwas hinzufügen?
Kommen Sie gut durch den Freitag!