Eine krone.tv-Doku widmet sich dem Status Quo unseres Schulsystems und hat sich auf die Suche nach der Frage begeben, was Kinder jetzt lernen müssen, um auf die Zukunft vorbereitet zu sein.
Schule ist noch lange nicht im 21. Jahrhundert angekommen, darüber herrscht seitens Bildungsexperten seit vielen Jahren Konsens. In den letzten Monaten hat sich die Situation aber nochmals zugespitzt: Pro Arbeitstag kündigen drei Lehrer, meldete die Wiener Pflichtschullehrergewerkschaft zu Spitzenzeiten. Quereinsteiger sollen nun die Personallücken stopfen.
„Berufe, die es noch gar nicht gibt“
„Wofür bilden wir unsere Kinder aus?“, fragte etwa Bernd Kniefacz von der unabhängigen Lehrergewerkschaft ÖLI-UG zuletzt im krone.tv-Talk. Auch die Mutter und ehemalige AHS-Lehrerin Manuela Bittgen kommt zu Wort. „Kinder werden in der Schule durch Benotung kategorisiert“, sagt sie.
Bittgen ist Teil einer Lerngruppe, die ihre Kinder zu Hause unterrichten. Zu groß war die Unzufriedenheit mit dem Schulsystem. „Ich gehe davon aus, dass meine Kinder in Berufe gehen, die es noch gar nicht gibt. Also worauf bereite ich sie dann vor? Soziale Kompetenz, Teamfähigkeit, Kreativität und logisches Denken“, so Bittgen.
Die Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz hat vieles, das in unseren Schulen gelehrt wird, für den zukünftigen Arbeitsmarkt obsolet gemacht. Multiple Krisen prägen die Gesellschaft, die kluge Köpfe braucht, um wichtige Zukunftsfragen zu beantworten.
Hüther: „... dann passt man am allerbesten ins Schulsystem“
Lernen unter Druck sei die ungeeignetste Form des Lernens. In diesem Moment mache man Kinder zum Objekt von „Erwartungen, Bewertungen und Maßnahmen“, sagt Neurobiologe Gerald Hüther. „Das führt im Gehirn des Kindes zu einer massiven Irritation. Arousal nenne das die Hirnforscher, da geht gewissermaßen alles durcheinander.“
Die häufigste Lösung, die Kinder dann dafür finden würden, sei, dass sie ihre eigene Freude am Lernen unterdrücken. „Dann passt man in dieses Schulsystem am allerbesten rein, weil man dann all das lernen kann, was einem andere sagen und wo einem gesagt wird, worauf es ankommt und was man nicht zu lernen hat.“ Die Schule wäre ein wunderbarer Lernort. „Nur müsste man sie eben aus diesen Fesseln befreien, in denen sie jetzt noch gefangen ist.“
Salcher: „Geld hätten wir genug“
Bereits seit Jahren hakt es am Grundwissen: Neun Jahre Schule und am Ende ist jeder vierte 15-Jährige leseschwach. „Österreichs schulische Leistungen bewegen sich bereits seit Jahren im europäischen Mittelfeld, und das, obwohl wir bei den Ausgaben an bei der Spitze sind“, erklärt Bildungsexperte Andreas Salcher. „Wir haben das zweitteuerste Schulsystem der Welt. Das heißt, Geld hätten wir genug, um das zweitbeste, aus meiner Sicht sogar das beste Schulsystem zu machen.“
Was in Österreich grundlegend fehle, sei ein nationaler Bildungs-Grundkonsens: „Gewisse Dinge gehören politisch außer Streit gestellt.“
Bildungsdirektion setzt auf flexiblere Lernpläne
Wenn es um die Anforderungen der Zukunft geht, sei Flexibilität das oberste Ziel der Bildungsdirektion. Bislang seien alle zehn bis 15 Jahre die Lehrpläne neu gemacht worden sind. „Wissend, dass wir hier rascher tätig werden müssen, werden wir ab jetzt flexibel Lehrpläne ändern können, um uns eben anzupassen“, so Bildungsminister Martin Polaschek. Auf Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz will man so schneller eingehen können.
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