Besuch im Kraftwerk

Historische Turbine wartete 9 Jahre auf Wartung

Niederösterreich
08.01.2024 05:45

Österreichs größte Kaplan-Turbine surrt in Ybbs-Persenbeug! Sie wird auf frische „Touren“ gebracht - die „Krone“ war dabei.

„Neun Jahre lang musste die legendäre Turbine 7 des Kraftwerks an der Donau im westlichen Niederösterreich auf ihr Service warten. Jetzt können wir dem mächtigen Donaurad sozusagen frische Energie zuführen. Die Wartung läuft problemlos“, versichert Verbund-Experte Florian Seidl.

Wassermassen tosen derzeit über die Wehr
Während drinnen im Stahlbeton-Herzen auf Hochdruck gewerkt wird, bietet sich draußen ein ebenso ungewöhnliches wie spektakuläres Bild, das an die großen Wasserfälle der Welt erinnert. Denn wegen der Arbeit in der Tiefe muss ein Teil der tosenden Donauwellen oben über die Wehr abgeführt werden. Nur ein fester Baustein in der Geschichte des Kraftwerks. Es surrte 1959 nach Endlosplanungen, die bereits vor dem 2. Weltkrieg in den Dreißigern des vergangenen Jahrtausends begannen, erstmals los und ist seither zum markanten Industriedenkmal mitten im Strom und am Anfang des Strudengaus geworden. Dazu trägt die 450 Meter lange Staumauer bei.

Mit der Errichtung des Stromerzeugungsgiganten konnten übrigens auch die Donauschiffer aufatmen. Denn zuvor war der mächtige Fluss an dieser Stelle wegen hoher Fließgeschwindigkeit und den Strudel bei Kapitänen gefürchtet. Jetzt aber gleiten sie zumeist ruhig über die „Stausee“.

Für Bau wurde barockes Donauschlössl gesprengt
Allerdings war die Errichtung mit einem schmerzlichen kulturellen Verlust verbunden. Denn das im Weg stehende barocke Schlössl Donaudörfl wurde 1955 rücksichtslos und im damals blinden technischen Fortschrittsglauben in die Luft gesprengt. Lediglich die Fresken des Malers Johann Baptist Wenzel Bergl, der auch in Schönbrunn wirkte, wurden noch rechtzeitig vorher abgenommen und ins Schloss Laudon nach Wien transferiert. Doch das ist nur ein winziger Tropfen der von den Wellen verschluckten Geschichte.

7,5 Meter Durchmesser

Allein mit dieser Umfangsdimension ist die Turbine Nummer 7 des Kraftwerks in Ybbs das größte Laufrad in der Donau und dazu noch eines der gewaltigsten Europas. 

Doch zurück ins Jetzt! Die Nr. 7 musste wegen des Maschinentausch-Projekts 2020 neun Jahre ohne Wartung laufen. Das wird zur Stunde nachgeholt, auch um die versteckten Erzeugungsverluste des Kraftwerks abzufangen. Die Überprüfung der Riesin wird vor Ort 30 Meter unter der Donau durchgeführt. Auch hier ist alles unvorstellbar gewaltig. Denn der Einlaufbereich ist so groß, dass mühelos das Hauptschiff der Ybbser Stadtpfarrkirche reinpassen würde. „Wir checken penibel die Leitradschaufeln, den Leitapparat sowie die Nabe auf Abnützungserscheinungen oder auch Rostschäden. Wo es notwendig ist, wird sorgfältig ausgebessert und repariert“, erläutert Seidl.

Die Dauer der Arbeiten nehmen – gemessen am ewigen Kreislauf des stetigen Fließens – nur eine kurze Zeit ein, werden aber dennoch sechs Monate in Anspruch nehmen. Solange müssen die sechs Turbinenschwestern die energetische Gesamtlast tragen.

Alle sieben Turbinen sind verborgene Titaninnen
Dann aber wird die Millimeter genau und nur einst mittels Spezialbautechniken mögliche Einsetzung der Nummer Sieben sich wieder präzise wie ein Uhrwerk drehen. Und zwar mit 75 (!) Umdrehungen in der Minute. Was sie – wie Seidl stolz bestätigt– zu einer für Donaukraftwerke enormen Rennmaschine macht. Doch auch sonst sind die den Blicken verborgenen Wasserschauflerinnen echte Titaninnen. Denn die Gesamtleistung beträgt gigantische 48 Megawatt.

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