„Krone“-Kolumnist Robert Schneider hat für das neue Jahr einen Wunsch: weniger Gereiztheit, weniger Lärm, dafür mehr Optimismus und Stille.
Ich habe keine Vorsätze. Vielleicht eine Frage des Alters, der Bequemlichkeit. Resignation? Keinesfalls. Wohl eher Dankbarkeit, denn ich ertappe mich oft beim stillen Danksagen. Dass ich gesund bin und jedem Tag zusehen kann, wie er erblüht und wieder vergeht. Dass ich ein Leben lang beschützt war, mein Leben in Freiheit gestalten durfte. Es hätte auch alles anders ein können. Es waren so viele Hände da, die mich gehalten haben. Ich erkenne das Glück ohne Raten, die ich nie abstottern musste.
Wünsche ans neue Jahr? Mir selbst wünsche ich nichts. Für uns alle hätte ich doch ein kleines Anliegen. Wem trage ich es vor? Den Lüften? Am besten mir selbst. Es war ein lautes Jahr. Wir sind zu einer Gesellschaft geworden, die bei jeder Kleinigkeit an die Decke geht. Eine Erregungsgesellschaft. Alles wird sofort aufgebläht und zu einer Weltkrise. Pessimisten stehen in voller Blüte. Wer sieht die Welt schwärzer? Wer redet, schreibt und zeichnet sie noch düsterer? Wie viele Jahre bleiben dieser Erde noch?
Ein leiseres Jahr wünsche ich mir. Weniger Unwillen, Gereiztheit und Empörung. Die Kirche im Dorf lassen, wie man so schön sagt. Augenmaß, nicht maßloses Aus-den-Augen-Verlieren und Schlechtreden. Lust, diese Welt zu gestalten und den vermehrten Blick auf jene, die es täglich tun, nicht auf diejenigen, die brüllen, dass schon alles zu spät ist. Pessimisten sind faul. Optimisten auch, aber sie wissen es wenigstens. Das ist der kleine Unterschied.
Ein stilleres Jahr, das wünsche ich uns allen. Dass wir wieder zu Atem kommen, nicht immer agieren und ausagieren und hinter jedem einen Feind stehen sehen. Mehr Muße. Weniger Rechthaberei und etwas Mut, nicht gleich die Antwort zu kennen. Und ein wenig Achtung vor der Wahrheit des Anderen.
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