In der aktuellen Ausgabe seiner Kolumne „Ach, übrigens...“ setzt sich „Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl mit einem sinnvollen Traditionsturnier, das wegen Bauarbeiten innerhalb des 17. Wiener Gemeindebezirks übersiedeln muss. Zumindest temporär.
Der 1883 als Wiener Cyclisten Club gegründete Verein aus dem Gemeindebezirk Hernals bestand zunächst aus Radrennfahrern, bevor 1907 durch die Fusion mit der Wiener Sportvereinigung der Wiener Sport-Club entstand. Nicht ganz erfolglos, denn neben drei Meistertiteln und einem Cup-Sieg erinnert man sich in Hernals gerne an das 7:0 gegen Juventus Turin im Landesmeister-Pokal am 1. Oktober 1958. Heute unterhält der Club neben der Fußballabteilung (die hieß zwischendurch Wiener Sportklub mit K, aber das ist eine komplizierte und noch nicht abgeschlossene Geschichte) unter anderem auch Sektionen für Fechten, Wasserball, Pétanque und Tischfußball. Das klingt nach einem regen Vereinsleben, ebenso die Tatsache, dass der Sport-Club von zwei großen Fanclubs unterstützt wird, wovon einer den Namen „Freund*innen der Friedhofstribüne“ trägt.
Übersiedlung innerhalb des 17. Bezirks
Klingt zunächst mal typisch wienerisch, liegt aber einfach daran, dass sich hinter dieser Tribüne der Hernalser Friedhof mit über 20.000 Grabstellen befindet. Dieser Fanclub zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass in seinen Statuten ganz weit oben, nämlich in § 2.2 als Vereinszweck der Satz „Der Verein setzt sich gegen Diskriminierung aller Art, insbesondere Gewalt, Homophobie, Sexismus, Rassismus und Faschismus ein“ steht, was sich leider nicht alle Fanclubs als Hauptanliegen auf ihre Fahnen geschrieben haben. Es ist daher gleichermaßen logisch und erfreulich, dass der Club seit 2009 ein Benefizturnier namens „Ute Bock Cup“ ausrichtet, das am heutigen Sonntag ausnahmsweise auf dem Postsportplatz stattfindet, weil das Stadion des Sport-Clubs noch bis 2026 grundlegend saniert wird.
Ein sinnvolles Fußballturnier
Sollte jemand im Moment gerade auf der Leitung stehen: Das von Ute Bock (1942 – 2018) im Jahre 2002 gegründete Wohn- und Integrationsprojekt setzt sich unter dem Motto „Damit Flüchtlinge eine Chance haben“ für geflüchtete Menschen ein und bietet heute im „Ute Bock Haus“ Wohnraum für rund 70 Menschen und Platz für Beratungseinrichtungen. Zeitlebens stand Ute Bock für eine solidarische Gesellschaft, in der Menschen, die ohnehin schon genug Probleme haben, nicht an den Rand gedrängt, sondern unterstützt werden. Der im Iran geborene Filmemacher Houchang Allahyari hat die Arbeit dieser ganz großen Österreicherin in zwei sehenswerten Filmen unsterblich gemacht, aber auch eine Veranstaltung wie der Ute Bock Cup leistet einen wertvollen Beitrag dazu, dass ihr Name weiterhin im kollektiven Gedächtnis bleibt. Es gibt also auch sinnvolle Fußballturniere und das ist gut so.
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