Die jungen Sängerinnen und Sänger der Grazer Kunstuniversität beeindrucken einmal mehr. Bei der Premiere von Mozarts „Così fan tutte“ im Mumuth (Regie: Ingo Kerkhof, am Pult: Gerrit Prießnitz) glänzen nicht nur die Darsteller der Hauptrollen.
„So machen es alle“, lautet der Titel von Mozarts Treue- und Verführungsoper „Così fan tutte“ übersetzt. In seiner Inszenierung versteht Ingo Kerkhof diese Allgemeingültigkeit bildlich: In Sakkos und schwarzen Kleidern erscheinen die Figuren zu Beginn in spärlicher Möblierung (Bühne & Kostüm: Yunnai Zhang) als anonyme „Jedermänner“. Später wird Kerkhof mit buntem Stoff und Kunstrasen geschickt die Liebeslust aus dem Grau hervorbrechen lassen. Erst aber ist der Eindruck gedämpft. Trotz edler Stimmen wirken „Guglielmo“ Taku Hayasaka und „Ferrando“ Stanislaw Napierala als Aufschneider im gerafften ersten Teil blasser als später, wenn sie ohne Pomp und Schmelz ergreifende Liebesgesänge liefern.
Gesetztere Lesart überzeugt
War die letzte „Così“ an der KUG noch ein farbsattes Spektakel, wird der Klamauk nun insgesamt dosiert. Manche Buffo-Szene wirkt da statisch, die „Felsenarie“ der Fiordiligi ist bei Marija-Katarina Jukic kaum Parodie, sondern ein nuanciertes, durch zarte Ansatzseufzer geprägtes Gefühlsringen. Wie das sehr starke Ensemble gerade in Hälfte zwei Lust und Verlust ausdrückt, ist überhaupt ein Höhepunkt: Anna Amanda Stolere verleiht ihrer Dorabella stimmstark Laszivität, die nicht frivol wirkt, sondern in sich ein ernstes Streben nach Glück trägt.
„Despina“ Lavinia Husmann und „Don Alfonso“ Camilo Olguin sind in dieser gesetzteren Lesart weniger zentral, können aber überzeugen. Wie auch das KUG-Orchester unter Gerrit Prießnitz, das abseits mancher Bläserhickser einen zart-verspielten Eindruck macht.
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