Durch die Signa-Insolvenz stehen viele Milliarden Euro auf dem Spiel. Neben den Gesellschaftern in der Signa Holding droht auch den heimischen Banken ein hoher Verlust. Nach Einschätzung von Branchenexperten ist aber ein Flächenbrand am Immobilienmarkt derzeit nicht zu befürchten.
Einige Banken könnten zwar nach unerwarteten Abschreibungen bei weiteren Krediten nun vorsichtiger werden, sagte Analyst Simon Stippig von Warburg Research. „Aber dass die Insolvenz von Signa einen deutlichen Einfluss auf den ganzen Immobiliensektor hat, halte ich für unwahrscheinlich.“ Unter den Immobilienentwicklern habe es in den vergangenen Monaten schon viele Pleiten gegeben.
„Signa an sich ist nicht so systemrelevant wie (die US-Investmentbank) Lehman Brothers, sagte Immobilien-Volkswirt Andrew Burrell von Capital Economics. Die Pleite von Lehman hatte die weltweite Finanzkrise 2008 ausgelöst. „Aber für die deutsche Baubranche sieht es schlecht aus. Ihr geht es ohnehin schon nicht gut, und nun ist eine Reihe von Großprojekten in Gefahr.“ Die Insolvenz belaste den europäischen und vor allem den deutschen Gewerbeimmobilien-Sektor weiter.
Bei einer Handvoll Großprojekten von Signa wie dem Hamburger „Elbtower“ ruhen bereits die Arbeiten. Eigentlich habe Signa ein beneidenswertes Immobilienportfolio in Bestlagen angesammelt, sagte Rick Smith vom Sanierer Forbes Burton. „Mögliche Käufer werden die Lage genau verfolgen.“ Sie dürften die öffentlich bekannte Notlage von Signa aber nutzen, um die Preise zu drücken, glaubt Smith. Aber nicht nur Signa kämpfe mit den steigenden Zinsen, auch die Käufer dürften angesichts dessen nicht bereit sein, zu viel zu zahlen.
Größter Schuldenberg in rot-weiß-roter Insolvenzgeschichte
Zurück zur Insolvenz: Der Signa-Schuldenberg ist enorm, wie Mittwochabend der Gläubigerschutzverband AKV bestätigte: Demnach sind 42 Dienstnehmer und 273 Gläubiger betroffen. Die Gesamtverbindlichkeiten liegen laut KSV1870 bei 5,26 Milliarden Euro. Laut Antrag verfügt die Schuldnerin über Aktiva mit einem Buchwert von rund 2,77 Milliarden Euro.
Es handle sich um den höchsten Schuldenberg in der heimischen Insolvenzgeschichte, so der AKV. Wie es mit den anderen Signa-Firmen (allein in Österreich rund 390) weitergeht, ist offen. KSV-Kreditschützer Karl-Heinz Götze: „Aus heutiger Sicht ist es seriös nicht einschätzbar, ob weitere Gesellschaften der Gruppe einen Insolvenzantrag stellen werden und es zu einem Dominoeffekt kommen wird.“
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