Das Bundesland Tirol muss sich nicht verstecken: Im Vergleich mit den anderen Ländern in Österreich steht es wirtschaftlich sehr gut da. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Finanzlage gut. Einen Schönheitsfehler gibt es jedoch: In der Forschung hinkt Tirol etwas nach.
Es summt im Land, zumindest im übertragenen Sinn, denn Tiroler sind fleißige Bienen. Das zeigt sich im Bundesländervergleich. Die Tirolerinnen und Tiroler machen in Summe schon 770.000 oder 8,5 Prozent der österreichischen Bevölkerung aus. Mit einem Plus von 12,8 Prozent in den letzten zehn Jahren steht Tirol in puncto Bevölkerungsentwicklung nach Wien und Vorarlberg an dritter Stelle. Und: Obwohl die Tiroler nur 8,5 Prozent ausmachen, steuern sie dennoch 9 % aller österreichischen Erwerbstätigen bei. Tirol hat die niedrigste Arbeitslosenquote (3,3%).
Die Zahlen belegen, dass die Tirolerinnen und Tiroler fleißig, innovativ und unternehmerisch sind.
LH Anton Mattle (ÖVP)
Wirtschaft präsentiert sich zwiegespalten
Die Tiroler Wirtschaft präsentiert sich derzeit zwiegespalten: Während der produzierende Sektor (Industrie, Gewerbe und vor allem der Bau) deutlich von der Konjunkturschwäche betroffen ist und die steigenden Zinsen sowie die gedämpfte Auslandsnachfrage die Dynamik des Jahres 2022 zum Erliegen gebracht haben, stellt sich die Situation im Tiroler Tourismus, aber auch bei den Dienstleistungsunternehmen der Sparte Information und Consulting und in der Verkehrswirtschaft, konträr da. Die große Stärke liegt im Dienstleistungssektor, er macht 69,1 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus.
„Die Zahlen belegen, dass die Tirolerinnen und Tiroler fleißig, innovativ und unternehmerisch sind. Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit aller österreichischen Bundesländer. Noch nie gab es in Tirol so viele unselbstständig Beschäftigte“, sagt LH Anton Mattle (ÖVP) zu den Wirtschaftszahlen.
Aufholbedarf gibt es bei der Forschung in Tirol
Bei der Forschung und den Patenten gibt es in Tirol noch Potenzial: Die Forschungsquote liegt in Tirol bei unter 4 Prozent des BIP. Die höchste Forschungsquote erzielt traditionell die Steiermark mit über 5 Prozent. Österreichweit wurden im vergangenen Jahr rund 1000 Patente angemeldet, davon entfielen nur 35 auf Tirol. „Bei den Unternehmensgründungen sind wir top und bei der Forschungsquote wollen wir aufholen“, resümiert Mattle.
12.065 Arbeitslose Tiroler und Tirolerinnen gab es zuletzt. Das sind 0,6 % weniger als im Vorjahr. In allen anderen Bundesländern ist die Arbeitslosigkeit gestiegen. Österreichweit um +6,1 Prozent, das sind 251.844 Personen. 7734 offene Stellen gab es Anfang Oktober beim AMS Tirol.
So gab es in keinem anderen Bundesland so viele Unternehmensgründungen wie in Tirol, es waren hierzulande 3162 neue Betriebe. Bei beinahe jedem zweiten handelte es sich dabei um einen Gewerbe- oder Handwerksbetrieb. Rund sechs von zehn Unternehmen, welche im Jahr 2015 gegründet wurden, waren 2022 noch aktiv.
Insolvenzen nehmen ab, in Tirol besonders stark
Die Unternehmensinsolvenzen haben in Tirol in den letzten zehn Jahren stärker abgenommen als im Gesamtösterreichschnitt: Im vergangen Jahr gab es in Tirol 302 Unternehmensinsolvenzen, das sind um 23,2 Prozent weniger als im Jahr 2013. Österreichweit nahm die Anzahl der Insolvenzen im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2013 um 12,5 Prozent ab.
37 Stunden war die durchschnittliche Wochenarbeitszeit eines Tirolers im Jahr 1976. Auf 30,4 Stunden ist sie bis 2022 gesunken. Im Jahr 2024 werden es bereits weniger als 30 Stunden sein.
Vorschau: Leichtes Wachstum 2024
Die Tiroler Wirtschaft steht gut da, doch wie sieht die Prognose für die (nahe) Zukunft aus? Der Rückgang der Inflation tritt nur langsam ein - seit September 2022 liegt die Inflationsrate in Österreich über jener des Euro-Raums. Im Oktober 2023 lag die Inflation in Österreich bei 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das ist ein Rückgang gegenüber dem Vormonat September von -0,6 Prozent. Das BIP dürfte 2023 bei etwa +0,3 Prozent stagnieren, für 2024 wird ein leichtes Wachstum von 1,4 Prozent prognostiziert.
14 Prozent der Leitbetriebe optimistisch
Die Erwartungen der Leitbetriebe waren für die zweite Jahreshälfte 2023 zurückhaltend: 14 Prozent sind optimistisch, 30 Prozent pessimistisch und 56 Prozent neutral. Am meisten Pessimisten gibt es in der Tiroler Bauwirtschaft mit 62 Prozent. Die Tiroler Bauwirtschaft ist derzeit die einzige Branche mit einer rezessiven Entwicklung (Geschäftsklimawert von -11 Prozent). Die meisten Optimisten finden sich in der Tiroler Verkehrswirtschaft mit 22 Prozent. Die aktuell größten Herausforderungen sind und bleiben der Arbeits- und Fachkräftemangel, gefolgt von hohen Energie- und Rohstoffpreisen.
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