Der Unimarkt-Chef in Feldkirchen ist verzweifelt: Es gibt einfach kein Personal für den Nachmittag, die Feinkost muss daher zu Mittag schließen. Damit ist der Nahversorger kein Einzelfall in Oberösterreich, wie der Fachgruppenobmann der Wirtschaftskammer schildert.
Das frische Extrawurst-Semmerl gibt’s beim Unimarkt in Feldkirchen an der Donau nur mehr bis 13 Uhr. Wer sich am Nachmittag eine Jause oder aufgeschnittene Wurst holen möchte, steht dort an vier Tagen pro Woche vor einer verschlossenen Feinkostabteilung. Den Grund erklärt Filialchef Christoph Dobetsberger (55): „Ich suche seit einem halben Jahr Personal für die Feinkost: Nicht eine Bewerbung. Eine Katastrophe.“
Da im Sommer auch noch eine Mitarbeiterin in Pension ging und eine andere den Job wechselte, muss Dobetsberger die Feinkost in seinem Unimarkt seit Oktober ab Mittag schließen. Es gibt am Nachmittag niemanden mehr, der die Kunden bedienen könnte.
Umsatz sinkt
„Der Umsatz geht zurück, weil ich früher zusperre. Es ist wirtschaftlich bedrohlich, weil dir die Leute davonrennen, die gehen dann zum nächsten Supermarkt“, weiß der 55-Jährige. Die Situation bereite ihm schlaflose Nächte: „Ich bin der Nahversorger, ich habe eine Verantwortung für die Leute, die noch da sind. Aber wie soll das weitergehen?“
545 offene Stellen
Der Unimarkt in Feldkirchen ist kein Einzelfall: „Das beobachten wir schon seit einem halben, dreiviertel Jahr, dass in verschiedenen Filialen die Feinkostabteilung am Nachmittag geschlossen wird und es nur mehr am Vormittag Bedienung gibt“, sagt Wolfgang Benischko, Gremialobmann des Lebensmitteleinzelhandels in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. „Die Babyboomer-Generation geht gerade in Pension. Wir haben auch viele ältere Beschäftigte, die jetzt wegbrechen, und die Jugend kommt nicht mehr nach“, so Benischko. Das Jobportal des AMS spuckt unter dem Schlagwort „Lebensmitteleinzelhandel“ derzeit 545 offene Stellen in unserem Bundesland aus.
Ich muss vier Tage die Woche die Feinkost schon um 13 Uhr zusperren, das ist ein Umsatzverlust. Ich bin der Nahversorger, ich habe eine Verantwortung für die Leute. Aber wie soll das weitergehen?
Christoph Dobetsberger, Chef des Unimarkts in Feldkirchen
Was dagegen tun? „Man muss den Leuten wieder schmackhaft machen, dass der Lebensmittelhandel, der Verkauf, ein attraktiver Arbeitsplatz ist“, antwortet Benischko. Feldkirchens Unimarkt-Chef Dobetsberger hat keine Lösung parat: „Am Markt fehlen einfach die Leute. Ich weiß nicht, wo die hingekommen sind. Ich kann ja keinen Schlosser in die Feinkost stellen.“
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