Eggerheim feiert

Dieses Wohnzimmer steht seit 40 Jahren allen offen

Kärnten
12.10.2023 21:00

Das Eggerheim ist die umfassendste und unkomplizierteste Anlaufstelle in Kärnten für Menschen in Not - ein soziales Wohnzimmer.

Die ehemalige Wohnstätte für Lehrer hinter dem Klagenfurter Benediktinermarkt wurde schon nach der Umwidmung in eine Tagesstätte 1983 von 370 Besuchern im Jahr aufgesucht. „In diesem Jahr sind es 800 aus ganz Kärnten - ein neuer Rekord“, weiß Caritas-Direktor Ernst Sandriesser, der hier 1993 als Zivildiener seine soziale Karriere begann.

Immer für alle offen
Das Eggerheim ist mit gewachsen, ist die umfassendste Soforthilfeeinrichtung für Obdachlose aber auch für Menschen mit psychosozialer Instabilität. Sozusagen das soziale Wohnzimmer Klagenfurts. Die Türen stehen praktisch immer und für jeden offen. Geholfen wird von der Erstversorgung bis zur Wohnungssuche. Trotz des Ansturms versucht man auf jeden einzeln einzugehen .

Am Tag der offenen Tür konnte man auch die Schlafstätte im Eggerheim besichtigen. (Bild: Caritas Kärnten)
Am Tag der offenen Tür konnte man auch die Schlafstätte im Eggerheim besichtigen.

Die Lebensmittelausgabe erfolgt mit 256 Einzelterminen im Fünf-Minuten-Takt, die Termine sind auf Wochen hinaus ausgebucht sind. „Jeder hat seinen eigenen Ausgabetermin, keiner soll das Gefühl haben, um Lebensmittel raufen zu müssen“, so Sozialarbeiterin Simone Wurzer.

Caritas Direktor Ernst Sandriesser, sein Vorgänger Viktor Omelko, ein Caritas-Helfer und Willi im Innenhof des Eggerheimes, (Bild: Caritas)
Caritas Direktor Ernst Sandriesser, sein Vorgänger Viktor Omelko, ein Caritas-Helfer und Willi im Innenhof des Eggerheimes,

Auch als Meldestelle, um Ansuchen stellen zu können, dient das Eggerheim und ist für viele auch soziales Umfeld und Familie. So unterschiedlich sie auch sein mag. „Wohnungslose kommen aus allen Richtungen, oft sind es auch Haftentlassen, die der erste Weg zu uns führt“, weiß Schwester Grete, die als Sozialpädagogin mit fünf Sozialarbeitern unterstützt von Zivildienern und Freiwilligen alles zusammenhält.

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Bei manchen Menschen die zu uns kommen fragt man sich, wie sie so lange überlebt haben

Schwester Margarete Traußnig, Sozialpädagogin

Manche bleiben auf eine Kaffee, manche den ganzen Tag, manche über Nacht in der 40 Betten umfassenden Schlafstelle, manche ein halbes Leben lang, wie der 46-jährige Willi, der als 13-Jährige erstmals vorbeikam.

Obdachlose werden jetzt studiert
Wie groß die „Kundschaft“ wirklich ist, weiß man nicht. Die Caritas verzeichnet derzeit 54 Obdachlosenmeldungen. „Aber es gibt keine verifizierte Zahl, viele melden ihre Wohnungslosigkeit nicht“, erzählt Caritas-Bereichsleiter Christian Eiler, der dem Geheimnis nun auf den Grund geht. Sein Verein „Armutsnetzwerk Kärnten“ wurde vom Land mit der Kärntner Armutsstudie beauftragt. Durch Onlinebefragungen bei verschiedensten Einrichtungen und Interviews mit möglichen Betroffenen und auch mit Unterstützung der Wirtschafts-Uni Wien soll ein Überblick geschaffen werden.

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