Box-Olympia-Hoffnung

Drei Trainings am Tag – nur zwei Stunden Schlaf

Sport-Mix
15.09.2023 09:00

„Ich habe eine Zeit lang sehr schwere Schlafprobleme gehabt, nur zwei, Stunden pro Nacht geschlafen - und das, bei drei Trainingseinheiten und Sparrings pro Tag“, gab Box-Olympia-Hoffnung Arsen Chabyan sportkrone.at Einblicke in seine harte Vorbereitungszeit. Also musste er etwas ändern und bekam die Schlafprobleme in den Griff.

„Ich habe angefangen zu lesen, bin ein riesiger Fan von Geschichtlichem. Ich versuche auch, dass ich das Handy reduziere. Das hilft mir beim Einschlafen und ist auch gut für Regeneration und Konzentration“, kommt Chabyan mittlerweile auf vier bis sechs Stunden Schlaf pro Nacht: „Es ist zwar nicht viel mehr, aber ich fühle mich viel besser.“ Muss er auch, will der 19-Jährige Maturajahr und Olympia-Qualifikation unter einen Hut bringen. Die erste Chance über die European Games hat er versemmelt. Bereits in Runde eins war gegen den Iren Dean Clancy Schluss.: „Ein sehr knapper Kampf, hätte man auch mir geben können. Physisch war ich vor allem in der dritten Runde überlegen.“ Dessen Bezwinger es dann letztlich bis ins Halbfinale und damit 2024 nach Paris schaffte.

Arsen Chabyan im Wordrap

  • Wäre ich nicht Boxer, wäre ich: Fußballer
  • Auf dieses Essen freue ich mich nach dem Gewichtmachen am meisten: Burger
  • Diese Trainingsübung hasse ich am allermeisten: Sprints
  • Mein absoluter Traumgegner wäre: Julio Cesar La Cruz
  • Mit einer Siegerprämie von einer Million würde ich: Meiner Mama ein Geschenk kaufen

Überheblichkeit muss weg
„Ich habe auch von der Weltmeisterschaft keine Medaille nach Hause gebracht und bin bei den European Games wieder als Erstes ausgeschieden. Ich bin zuvor von zehn internationalen Turnieren nur einmal als Erster ausgeschieden“, traf ihn diese Niederlage besonders psychisch hart. Aus dem Loch half dem gebürtigen Armenier Trainer Tom Knöbl wieder heraus: „Ich bin ein sehr verschlossener Mensch, öffne mich ungern. Mit ihm kann ich aber über alles sprechen. Er hat mir sehr geholfen. Selbst habe ich auch eine Zeit lang gebraucht, sehr viel reflektiert und es irgendwie geschafft, mich wieder aus dem Loch zu ziehen. Jammern bringt nichts!“ Und ist sich sicher: „Wenn wir dranbleiben, werde ich die Olympia-Quali schaffen.“

Für die seine Überheblichkeit aber noch weg muss: „Das ist ein riesengroßes Problem bei mir. Weil dann die nötige Konzentration nicht vorhanden ist und daraufhin dann der Kampf nicht so abläuft wie er geplant war. Ich werde ab jetzt niemanden auf die leichte Schulter nehmen und von Anfang an mein Ding durchziehen. Das heißt jetzt aber nicht, dass ich jemanden verletzen oder K.o. schlagen will.“

Arsen Chabyan besiegte bei seinem letzten Fight-Night-Auftritt den Andi Idrizi aus Kroatien.
Arsen Chabyan besiegte bei seinem letzten Fight-Night-Auftritt den Andi Idrizi aus Kroatien.(Bild: Christopher Blank)

„Entweder man bringt eine Medaille mit oder gar nichts“ 
Beste Gelegenheit dafür bietet die anstehende Bounce Fight Night. Gegner wird der Kroate Marin Jelacic sein. Mit 23 Kämpfen (21 Siege, eine Niederlage, ein Unentschieden) ist er rund halb so erfahren wie Chabyan (48 Kämpfe, 40 Siege, acht Niederlagen) selbst. „Er kämpft etwas unorthodox, aber er liegt mir. Ich bin physisch top vorbereitet und mit meinem Potenzial sicher, dass ich diesen Kampf gewinnen werde. Aber es ist Boxen - es kann alles passieren und ein Schlag entscheiden.“

Statt bei dem Event im April boxte er wie Bounce-Kollegen Marcel Meinl und Anastasija Lukajic auf einem Turnier in Belgrad. Bei dem der österreichische Staatsmeister von 2021 Silber mit nach Hause brachte: „Das war sehr wichtig und hat mir sehr viel Selbstsicherheit gegeben.“ Nun ist er glücklich, wieder auf heimischer Bühne zu zeigen, was er kann: „Die Stimmung und Motivation machen auf so einer großen nationalen Veranstaltung mit heimischem Publikum das Kämpfen schon ganz anders. Der riesengroße Unterschied zu Auslandsevents ist nämlich, dass dort viel mehr Druck vorhanden ist: Entweder man bringt eine Medaille mit oder gar nichts. Ich fühle mich zu Hause einfach lockerer und wohler im Ring. Wenn mich die Leute dann anfeuern, kann ich noch mehr rausholen.“

„Laufband wurde zu meinem besten Freund“ 
Für den Kampf ging‘s eine Gewichtsklasse nach unten. Mit 63,5 Kilogramm kämpft Chabyan diesmal auf seinem olympischen Gewicht, für das er allerdings noch 3,5 Kilogramm abnehmen muss. Um einen Leistungsabfall entgegenzuwirken, verzichtet Chabyan auf zwei Mahlzeiten, ersetzt diese mit Proteinshakes. „Damit erspare ich mir, dass ich mich nicht ein, zwei Tage davor extrem quälen muss“, und erinnert sich: „Ich habe mich einmal aufgrund der Dehydration verletzt. Durch die schnellen und explosiven Bewegungen gab’s Einrisse im hinteren Oberschenkelmuskel. Ich konnte längere Zeit keine Sparrings und Sprints machen.“

Nun steht er mehr denn je im Training: Neben der Gewichtsregulation passt sich Chabyan technisch sowie taktisch individuell an seinen Gegner an. Das Distanzmanagement sowie die Beinarbeit müssen noch verfeinert werden. Obendrein gibt es eine extra Laufeinheit. „Das Laufband wurde zu meinem besten Freund. Seit November laufe ich nach zwei Trainingseinheiten am Abend noch sechs Kilometer. Davor habe ich die immer geschwänzt", lachte er.

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