Thema volle Erziehung

Fehlende Daten: „Bemängeln das schon seit Jahren“

Tirol
05.09.2023 10:00

Bezüglich der vollen Erziehung fehlen in Tirol konkrete Daten samt Evaluation. Für die Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser ist das nicht neu. Sie fordert mehr Hilfsangebote in Tirol und plädiert auf einheitliche Qualitätsstandards.

Insgesamt 60 Minderjährige und junge Erwachsenen mussten im Vorjahr außerhalb von Tirol fremduntergebracht werden. Prinzipiell steige die sogenannte volle Erziehung seit 2017 im stationären Bereich sowie bei Pflegekindern leicht an. Jedoch tiefgründigeres Zahlenmaterial gibt es nicht, da es in Tirol keine einheitliche EDV-Lösung existiert – die „Tiroler Krone“ berichtete.

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Vor allem muss erhoben werden, inwieweit die bestehenden Angebote auch tatsächlich die erwünschten Ergebnisse bringen und welche Verbesserungen und Änderungen nötig sind.

Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser

Dass es keine Evaluation gibt, kritisiert Tirols Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser „bereits seit Jahren“, wie sie gegenüber der „Tiroler Krone“ betont. Sie verweist auf den letzten Tätigkeitsbericht 2020/21, worin steht: „Die Kinder- und Jugendhilfe sollte, wie bereits im letzten Tätigkeitsbericht angeregt wurde, einem breiten Evaluationsprozess unterzogen werden. Vor allem muss erhoben werden, inwieweit die bestehenden Angebote auch tatsächlich die erwünschten Ergebnisse bringen und welche Verbesserungen und Änderungen nötig sind.“

Außerdem fordert Harasser mitunter österreichweit einheitliche Qualitätsstandards in der Kinder- und Jugendhilfe mit Berücksichtigung regionaler Besonderheiten, Wirkungsanalysen zur Bewertung der Effektivität der Kinder- und Jugendhilfe sowie ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen für die Jugendämter.

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Aktuelle Studien belegen eindeutig, wie wichtig die Arbeit mit dem Herkunftssystem ist, wenn Kinder und Jugendliche fremduntergebracht sind. Heißt: Parallel muss stets mit den Eltern gearbeitet werden.

Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser

„Wir benötigen in Tirol mehr Hilfsangebote“
Doch dem noch nicht genug, Harasser möchte schon deutlich früher ansetzen: „Beinahe 800 Kinder und Jugendliche können in Tirol jährlich nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen. Sie leben in sozialpädagogischen Wohngemeinschaften oder bei Pflegeeltern. Es braucht mehr präventive Unterstützungsangebote, die verhindern, dass Familien überhaupt erst auseinanderbrechen.“ Dafür müsse zuerst einmal mehr finanziert werden, aber in der Folge könnte so viel Geld in der ohnehin sehr kostenintensiven Fremdunterbringung eingespart werden. Außerdem würde „viel Leid, das durch die Trennung von Eltern und Kindern geschieht, verhindert werden“, ist die Kinder- und Jugendanwältin überzeugt.

Luft nach oben auch im Bereich der Elternarbeit
Und auch die Elternarbeit dürfe nicht außer Acht gelassen werden. „Aktuelle Studien belegen eindeutig, wie wichtig die Arbeit mit dem Herkunftssystem ist, wenn Kinder und Jugendliche fremduntergebracht sind. Heißt: Parallel muss stets mit den Eltern gearbeitet werden. Auch hier gibt es jedoch noch Luft nach oben“, so Harasser.

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