In einem Absiedlungsgebiet ermittelt das „Tatort“-Team aus Köln heute Abend. Misstrauen und Wut herrschen bei den verbliebenen Bewohnern vor - doch wer ging einen Schritt zu weit? Lesen Sie hier, ob es sich lohnt, heute Abend einzuschalten.
Ein Riss zog sich durch die Dorfgemeinschaft von Bützenich nahe Köln, als der Ort dem Braunkohleabbau weichen sollte. Einige ließen sich ihre Häuser abkaufen und zogen weg, doch ein harter Kern weigerte sich und blieb in einer Geisterstadt zurück. Der Kölner Tatort „Abbruchkante“ (20.15 Uhr, ORF 2) ist ganz nah dran am aktuellen Geschehen: Er wurde in der deutschen Braunkohle-Abbauregion Garzweiler gedreht, die kürzlich für viel mediales Aufsehen sorgte, als der Ort Lützerath unter Protesten von Klimaaktivisten geräumt worden war.
Die Aufnahmen vom Tagbau der Region in dieser „Tatort“-Folge - ein riesiger schwarzer Schlund inmitten der grünen Landschaft - sind bedrückend und sprechen für sich. Daher lässt Regisseur Torsten C. Fischer sie nahezu unkommentiert, nicht Klimaschutz ist das Thema der Folge. Im Mittelpunkt stehen die entwurzelten Menschen der Region. „Ich war schon immer da, wieso soll ich jetzt weg?“, fragt eine alte Bewohnerin (Barbara Nüsse) die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär), als diese die wenigen Bewohner nach dem Mord am Gemeindearzt abklappern.
Wen hat die Aussichtslosigkeit der Situation schließlich zum Äußersten getrieben? Die Kommissare bleiben von der gespenstischen Atmosphäre des Geisterdorfs keineswegs unberührt, auch bei ihnen tun sich emotionale Gräben auf...
„Abbruchkante“ ist ein ganz starker „Tatort“, dessen Generalthema ständig mitschwingt, aber den Mordfall und die präzise gezeichneten Charaktere nicht überlagert. Lou Strenger überzeugt als Witwe des Mordopfers, Betje Franzen, Jörn Hentschel mimt den gebrochenen Bewohner Konrad Baumann und Leonard Kunz repräsentiert als Yannik Schnitzler die wütende junge Generation, die sich um die Zukunft betrogen sieht. Ein intensiver Krimiabend, den man nicht verpassen sollte.
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