Krankes Honorarsystem

20 Jahre im Beruf: Nur 1300 Euro für Spitalsarzt

Steiermark
11.03.2023 07:00

Zuerst ließ man ihn lange auf seinen Vertrag warten, nun wird er finanziell abgespeist: Die Geschichte eines steirischen Mediziners mit 20 Jahren Berufserfahrung wirft Fragen auf.

Stefan F. möchte nicht mit richtigem Namen aus der Deckung, zu groß ist die Angst vor noch mehr Steinen, die man ihm in den Wegen legen könnte.

Denn von seinen gut 20 Jahren Berufserfahrung, darunter auch in Leitungsfunktionen, konnte der Arzt bei seiner zuletzt angestrebten Karriere in der Kages bislang nicht runterbeißen - im Gegenteil: „Ich hatte mich im letzten Sommer um eine Stelle in einem peripheren Krankenhaus in der Steiermark beworben. Nach monatelangem Warten habe ich dann Ende des Jahres eine vorläufige Einstellungsvereinbarung - befristet auf sechs Monate - bekommen“, erzählt der Grazer im Gespräch mit der „Krone“.

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Mich hat das Gefühl beschlichen, dass man vielleicht gar nicht so händeringend nach Personal sucht, wie es offiziell immer heißt.

Stefan F.

Vor ihm liegt ein Stapel an Papieren: ausgedruckte Mails, die den mühseligen Weg bis zum Arbeitseintritt nachzeichnen. „Da hat mich schon das erste Mal das Gefühl beschlichen, dass man vielleicht gar nicht so händeringend nach Personal sucht, wie es offiziell immer heißt“, sagt der 49-Jährige.

Kritik an hoher Kammerumlage
Die bitterste Pille sollte aber erst kommen: Für eine 50-Prozent-Stelle im Ausmaß von 20 Wochenstunden bekam der Mediziner 2250 Euro brutto angeboten. Warum ihm unterm Strich nur 1300 Euro bleiben, zeigt ein genauerer Blick auf seinen Gehaltsnachweis: Neben Abzügen für Versicherung etc. werden auch 43 Euro Ärztekammerumlage sowie 350 Euro für den so genannten Kammer-Wohlstandsfonds abgezogen.

„Jetzt ist das Grundgehalt natürlich schon beschämend, als Arzt trägt man ja Verantwortung und nimmt ein gewisses Berufsrisiko auf sich. Dass dann aber auch noch derart hohe Pflichtbeiträge eingehoben werden, verschärft die Situation natürlich“, möchte der Mediziner Politik und Interessensvertreter „zum Nachdenken anregen.“

Künstlich erzeugte Krise?
Gesetzlich ist der Kages-Vertrag übrigens wasserdicht. Die Vordienstzeiten werden dem Steirer nicht angrechnet, da er einen Großteil davon als selbständiger Arzt in einer Praxis gearbeitet hat.

„Es ist letztendlich eine Frage des Wollens“, meint Stefan F. „Mein Verdacht ist, dass man einfach nicht mehr zahlen möchte, damit ich nicht lange bleibe.“ Die steirische Ärztekammer wollte zu der Kritik auf Nachfrage übrigens nichts sagen.

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