Sie stahlen die Herzen der Frauen und saßen während dieser Zeit in der Zelle in Suben (TOberösterreich). Am Landesgericht Ried berichten Opfer von Love-Scam, wie sie sich schämen und fühlen, sogar Selbstmord war ein Thema. Die beschuldigten Tinder-Betrüger streiten aber alles ab.
„Ich stehe vor einem Scherbenhaufen, war so weit, dass ich mit dem Auto gegen einen Baum fahre“ – eine 27-Jährige berichtet am Landesgericht Ried, wie sie sich via Tinder verliebt hatte und dann schamlos ausgenommen wurde. Ihr „Sascha“ sei festgenommen worden, bräuchte Geld, ein angeblicher Anwalt setzte sie via Handybotschaften unter Druck. Sie müsste Geld überweisen, sonst würde er für lange im Gefängnis landen. Dann sei der Angebetete, von dem die Frau nur die Stimme kannte, auch noch zusammengeschlagen worden, liege im Koma. Am Ende waren 59.200 Euro geflossen und der „Anwalt“ ließ Sascha offiziell sterben.
Weitere drei Opfer - alles junge Frauen - berichteten auch von „Tinder-Matches“ und Zahlungen. In Summe sind 178.000 Euro geflossen. Die Traummänner haben sie nie gesehen - auch nicht via Video-Chats oder getroffen. „Dafür gab es immer Ausreden“, berichten die Opfer.
Man kann Einrichtungen wie Tinder leider auch für kriminelle Zwecke nutzen. Hier fielen vier Frauen auf falsche Profile herein.
Alois Ebner, Staatsanwaltschaft Ried
Die mutmaßlichen Täter saßen auf der Anklagebank, zwei mehrfach vorbestrafte Betrüger (37, 46), die von der Justizanstalt Suben aus ihr Unwesen getrieben haben sollen. „Handys und Internet gibt’s fast überall“, sagen die Angeklagten, die sich unschuldig bekennen, sich aber gegenseitig belasten. Da wurden etwa Bankkonten verliehen, auch jene der Mama, um Transaktionen durchzuführen. Die Opfer verschickten auch Geld in Briefen oder via verschiedener Online-Kanäle. Immer wieder tauchen die Namen der Beschuldigten bei den Überweisungen auf. Geld sei wegen Schulden geflossen, mit den Damen habe man keinen Kontakt gehabt.
Jeder kann im Internet ein Profil anlegen. Es wird zu klären sein, wer tatsächlich hinter der digitalen Identität steckt. Nur das zählt.
Michael Stranzinger, Anwalt des 37-Jährigen und dessen Lebensgefährtin
Vorgelegte Liebesbriefe seien „in einer Schrift, die meiner ähnlich ist“, wie der 37-Jährige sagt, geschrieben worden. Es gibt auch sichergestellte Sprachnachrichten, auf denen die Stimme des 37-Jährigen zu hören ist - Liebesgeflüster für die Opfer -, aber die seien angeblich von irgendwem verschickt worden. Und die Lebensgefährtin des Jüngeren, die wegen Geldwäsche angeklagt ist, weil sie das Geld verteilt und weitergeleitet haben soll, will nicht geahnt haben, dass dieses aus kriminellen Machenschaften stammt. Sie wurden freigesprochen. Der Prozess gegen die beiden Männer wird im April fortgesetzt, aber das Geld werden die Opfer wohl abschreiben können.
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