Ein Brand in einer Wohnung, lodernde Flammen, ein Feuerwehreinsatz, eine Rettungsaktion, ein Opfer, für das die Hilfe leider zu spät kam: Tragisch sollte das Feuer in einer Wohnung in der Engerthstraße am Wochenende im Wiener Bezirk Leopoldstadt enden. Die trockenen Fakten dieses Vorfalls sind rasch erzählt. Hinter der Schlagzeile steckt aber nicht selten mehr - etwa Menschen, die dieses Ereignis nicht so schnell vergessen können. Einer von ihnen hat krone.at seine Geschichte erzählt.
Dass es Versuche von Zeugen gab, den 43-jährigen Bewohner, der in seiner brennenden Wohnung gefangen war, zu retten, liest sich schnell. Doch was es für einen Menschen bedeutet, jemandem, der sich in größter Not befindet, helfen zu wollen, es jedoch nicht zu können - diesem Umstand wird nicht immer allzu große Beachtung geschenkt.
„Ich hab‘ funktioniert und gehandelt“
Für Gino S. sollte der Vorfall an diesem Nachmittag ein einschneidendes Erlebnis sein - eines, das er so schnell nicht vergessen kann. Er war gerade auf dem Weg, seine Schwiegermutter besuchen zu gehen, als er auf den Brand in der Engerthstraße aufmerksam wurde. „Ich hörte komische Geräusche aus dem Hof und sah dann direkt das Feuer am Balkon, ein Mann schrie richtig laut um Hilfe“, berichtet der 26-Jährige. „In der Sekunde, wo ich das Feuer gesehen hab‘, hab‘ ich funktioniert und gehandelt“, erzählt er, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging.
Kurz dachte er an Selbstschutz vor Fremdschutz - „aber irgendwie war mir das in dem Moment nicht wichtig, weil ich einfach helfen wollte“, erklärt der 26-Jährige: „Und ich helfe, weil ich auch wollen würde, dass man mir, wenn ich in Not bin, hilft.“
Ich bin reingerannt, hab‘ geschrien, er soll sich melden - leider hat er das nicht getan.
Zeuge Gino S. aus Wien-Leopoldstadt
Der Leopoldstädter rannte zur betreffenden Stiege, suchte die Wohnung, hinter deren Tür die Flammen loderten. Er fand sie, versuchte sie aufzutreten, doch sie widerstand dem Tritt. „Also hab ich mir den Feuerlöscher genommen und hab dreimal dagegen geschlagen.“ Mit Erfolg: Die Tür sprang auf. „Ich bin reingerannt, hab‘ geschrien, er soll sich melden - leider hat er das nicht getan.“
Keine Sicht, enorme Hitze
Weiter vorwagen konnte sich der 26-Jährige in die Wohnung nicht, keine Sicht durch den Rauch und die Flammen, die Hitze zu groß. Als er keine Luft mehr bekam, musste sich der Wiener zurückziehen - und suchte die Einsatzkräfte der Feuerwehr, denen er den Weg zur Wohnung wies.
Der Leopoldstädter brauchte nach seinem beherzten Rettungsversuch selbst Hilfe und musste vor Ort von den Einsatzkräften versorgt werden. Er bekam Sauerstoff, fuhr später selbst noch einmal in Begleitung seiner Freundin ins Spital, „weil ich mich gesundheitlich nicht so wohlgefühlt habe“.
„Mir sind die Tränen gekommen“
Das Feuer, der Vorfall - es beschäftigt den 26-Jährigen nach wie vor sehr: „Ich höre auch jetzt noch ab und zu seine Hilfeschreie und hab' so ein komisches Gefühl in mir.“ Dass der 43-Jährige nicht gerettet werden konnte und im Feuer starb, habe ihn sehr getroffen. „Als ich erfahren habe, dass er verstorben ist, hat es mir echt wehgetan und mir sind die Tränen gekommen. Beschäftigen wird mich das sicherlich noch länger.“
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