Zwei Konfessionen, zwei Sprachen - ein Zuhause: Bei den Franziskanerinnen in Wien hat im März eine ukrainische Familie Zuflucht gefunden. Längst ist man zusammengewachsen. Es eint sie alle Herzlichkeit, Nächstenliebe - und die Hoffnung auf Frieden für alle.
Zusammenrücken hieß es im März für die Franziskanerinnen in Wien-Simmering: Sie hatten für eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine in ihrem Haus Platz gemacht. Es hat sich daraus ein wunderbares Miteinander entwickelt. Wir haben die bunte Wohngemeinschaft zu Weihnachten besucht und stießen auf überraschend viel Humor - und den großen Wunsch nach Frieden.
Als wir das Ordenshaus in Wien-Simmering betreten, hört man Kinder gerade „Jingle Bells“ singen. Der Zufall bringt eben oft die schönsten Momente hervor. Sr. Elisabeth (54) begrüßt uns lächelnd, führt uns zu den Wohnräumen, in denen seit März auch die Familie aus der Ukraine wohnt.
Und da lugt schon ein kleines Mädchen hinter der Tür hervor. Es ist die Jüngste der Familie, Polina (5). Dahinter kommen ihre Schwestern Mariia (10) und Oleksandra (8), dicht an Mama Olena (38) und Papa Maksym (38) gedrängt. Und Oma Vera und Opa Olexandr sind natürlich auch dabei.
Gleicher Humor auf beiden Seiten
Wir setzen uns alle gemeinsam an den Tisch: Bei neun Ordensfrauen, drei Gästen und der siebenköpfigen Familie heißt das: zusammenrücken! Aber das ist für sie alle nichts Neues und sorgt vielmehr für Schmähs und herzhafte Lacher. Überhaupt haben hier, so scheint es, Leute mit dem gleichen Humor zusammengefunden.
Ausgangspunkt war, dass man Menschen in Not beistehen wollte und Zimmer freimachen konnte: „Wir wollten ihnen helfen, hier einen Platz zu finden, wo sie sich wohl fühlen“, so Sr. Annemarie (76).
Anfangs war die Familie zu zehnt, doch die Schwägerin kehrte mit ihren zwei Kindern zurück in die Heimat zu ihrem Mann, der nicht ausreisen durfte.
Orthodoxe Familie feiert eigentlich im Jänner
Der Christbaum der Ordensfrauen ist heuer nicht wie sonst mit Strohsternen, sondern „mit weißen gehäkelten Sternen geschmückt“, betont Baumverantwortliche Sr. Michaela (71).
Und obwohl die Familie mit orthodoxem Glauben Weihnachten erst im Jänner feiert, teilt man mit den Schwestern gern die besondere Stimmung dieser Tage: Maksym hat beim Dekorieren geholfen, Oma Vera beim Keksebacken, die Kinder bastelten Sterne. Kleine Geschenke wechselten ebenfalls die Besitzer.
„Wollen Obdach geben, nicht zwangsbekehren“
Nur die Christmette, die ließ Maksym aus: „Wir gehen nicht so oft in die Kirche“, verrät er. Sr. Elisabeth lacht: „Ich erinnere mich noch, als er beim Einzug fragte: ,Müssen wir zu allen Gebeten gehen?´ Nein, natürlich nicht. Wir wollen Obdach geben, nicht zwangsbekehren.“
Familie und Schwestern „ergänzen sich“
„Die Schwestern geben uns so viel“, sagt Maksym, „ich habe keine Worte, wie dankbar wir ihnen sind.“ Daheim, in der Ukraine, habe es ständig Sirenenalarm gegeben, ständig habe man Schutz suchen müssen, an ein geregeltes Leben für die Kinder sei nicht zu denken gewesen.
„Handwerklich begabte Männer sind schon angenehm“
„Wir sind auch dankbar“, sagt Sr. Elisabeth und schmunzelt: „Handwerklich begabte Männer sind schon angenehm, wir benötigen doch immer wieder Hilfe. Gerade vorhin hat Maksym die Eingangstür repariert.“
Auch bei der pfarrlichen Essensausgabe für Bedürftige hilft Maksym, sonst kocht und isst man miteinander, springt füreinander ein, wischt Staub, schleift Möbel usw.
„Man merkt, sie wollen etwas zurückgeben“, sagt Sr. Elisabeth. „Und“, platzt es aus Sr. Annemarie heraus, „die Oma macht uns manchmal in der Früh sogar Palatschinken.“ Es sei einfach „schön zu wissen: Diese Familie gehört zu uns.“
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