Selbst die Verteidiger fanden nur betroffene Worte zu dem, was sich in der Familie eines nach Wien geflüchteten Syrers abspielte. Er fasste am Wiener Landesgericht eine harte Strafe aus. Das Urteil für die Mutter war für viele eine Überraschung.
Die Bestürzung war dem Senat und den Anwälten ins Gesicht geschrieben, als die Öffentlichkeit am Mittwoch im Saal 212 des Wiener Landesgerichts nach dem Abspielen der kontradiktorischen Vernehmung eines 13-jährigen Mädchens wieder zugelassen wurde. In der das Kind schilderte, wie sich der eigene Vater monatelang in den Nächten an ihm vergangen hatte.
Als Mutter hätte sie eingreifen müssen, sobald sie über den Missbrauch Bescheid wusste.
Die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer.
Gewalt- und Sextäter
„Es war der absolute Terror, der sich in dieser Familie abspielte. Weil der Mann die Familie schwerst misshandelt hatte, auch seine Frau schlug und würgte“, sagte Anwalt Andreas Reichenbach im Schlussplädoyer - er vertrat die Zweitangeklagte, die Ehefrau des Gewalt- und Sextäters.
„Als Mutter hätte sie eingreifen müssen, sobald sie Bescheid wusste“, so die Staatsanwältin. Mehr als zwei Monate vergingen zwischen dem Tag, an dem sich die Tochter ihrer Mama anvertraute, und dem Gang zum Jugendamt - das ist der Grund, warum sie als Beitragstäterin angeklagt wurde.
„Sie hatte Angst um ihr Leben und das Leben ihrer Kinder“, argumentierte der Verteidiger am zweiten Prozesstag. Auch Werner Wendt, Verteidiger des Angeklagten, musste eingestehen: „Je länger wir darüber reden, desto schlimmer die Tragödie, die sich uns hier offenbart.“ Letztlich gab es für die Mutter einen Freispruch im Zweifel. Der Vater fasste neun Jahre Haft aus (das maximale Strafmaß betrug 15 Jahre, Anm.). Nicht rechtskräftig.
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