Insgesamt rund 60 europäische Unternehmen haben im Rahmen eines EU-Projekts ein virtuelles Terminal entwickelt, mit dessen Hilfe sich vorhandene Traktoren zu smarten Maschinen aufrüsten lassen sollen. Durch die Innovation soll Landwirtschaft nachhaltiger gemacht und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.
Das Projekt „Aggregate Farming in the Cloud“ (AFarCloud) wurde von der EU-Kommission und nationalen Förderern wie der FFG mit insgesamt 28 Millionen Euro gefördert. In drei Jahren entwickelten die beteiligten Unternehmen zusammen eine Plattform für autonome Landwirtschaft und testeten diese in insgesamt elf Demonstratoren in Finnland, Spanien, Schweden, Italien, Lettland und Tschechien. Die herstellerunabhängige Plug-and-Play-Lösung ermöglichte es in allen Fällen, bereits vorhandene Traktoren zu präziseren Manövern zu bewegen.
„Die finanzielle Investition für Landwirtinnen und Landwirte könnte durch unsere Plattform im Vergleich zu einer Neuanschaffung deutlich geringer gehalten und nachhaltige Landwirtschaft für mehr Betriebe zugänglich gemacht,“ erklärt Martijn Rooker, Innovation Projects and Funding Manager beim Wiener High-Tech-Unternehmen TTTech. Gemeinsam mit den anderen Projektpartnern hat er die digitale Plattform erfolgreich in Italien getestet.
Die Technik im italienischen Demonstrator kam unter anderem von AVL und von TTControl, einem Joint Venture der TTTech und HYDAC International, welches auf Hardware- und Softwareplattformen für mobile Maschinen spezialisiert ist.
Informationsaustausch mit der Cloud
Im Rahmen des Projektes wurde von TTControl eine Benutzerschnittstelle entwickelt, mit dessen Hilfe die Lenkerin oder der Lenker den Überblick über alle Vorgänge behalten kann. Zusätzlich stellte das Unternehmen dem Projekt ein sogenanntes IoT-Gateway zur Verfügung, das es dem Traktor ermöglicht, Informationen mit der Cloud auszutauschen.
Nach getaner Arbeit werden die neu gewonnenen Daten dort gespeichert und können in Zukunft weiterverwendet werden, um einen ständigen Überblick über Pflanzengesundheit, Wasserverbrauch oder den Zustand des Traktors zu bewahren. In letzterem Fall könnten so zum Beispiel Schäden am Fahrzeug im Voraus erkannt und teuren Reparaturen vorgebeugt werden, so TTTech in einer Mitteilung.
Autonomie gegen Fachkräftemangel
Ihren Weg findet die Maschine über GPS, die Bäuerin oder der Bauer kann den Fortschritt über ein Terminal im Traktor mitverfolgen, muss aber nur noch in den seltensten Fällen einschreiten. „Rein technisch wäre es bereits möglich, dass die Maschine auch selbstständig übers Feld fährt, die Gesetzeslage ist aber derzeit noch unklar“, so Rooker. „Irgendwann werden Traktoren bestimmt autonom fahren, bis dahin muss aber immer ein Mensch mit an Bord sein.“
Laut Rooker wäre es auch denkbar, dass autonome Traktorengeschwader irgendwann nur noch für Stoßzeiten vermietet werden, zum Beispiel um die Ernte punktgenau einzubringen. Das würde dem akuten Arbeitskräftemangel im ländlichen Bereich entgegenwirken.
Er geht daher davon aus, dass die Technologie des AFarCloud-Projekts bei modernen Landwirtschaftsbetrieben auf großes Interesse stößt - auch wenn sie sich derzeit noch im Prototypstadium befindet.
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