Drei Schicksale

Charlize Theron lebt und leidet “Auf brennender Erde”

Kino
12.08.2011 21:24
Der Film "The Burning Plain - Auf brennender Erde" erzählt von einer verhängnisvollen Affäre und dem Schicksalsgeflecht zweier Familien. Oscar-Preisträgerin Charlize Theron besticht als Frau, die an ihrer eigenen Wahrhaftigkeit nicht mehr vorbeikommt.

Ein blaugrauer Tagesanbruch, der sich frostig aus der Nacht schält. Eine Frau, hochgewachsen und doch gebrochen, die nackt am offenen Fenster steht, die Kälte nicht fühlt. Weil sie gar nichts fühlt. Und vergessen, ausblenden möchte, dass in ihrem Bett ein Mann liegt. Irgendein Mann.

Einer dieser A-la-carte-Liebhaber, die nicht mehr als lüsterne Statisten in ihrer selbst gewählten Einsamkeit sind. Eines jener frustrierenden Sexabenteuer, mit denen sie sich betäubt. Und wenn dies alles nichts mehr nützt, verletzt sie sich selbst, schneidet sich ins Fleisch ihrer straffen Schenkel, damit der Schmerz, den sie fühlt, für Momente jenen übertüncht, der in ihr tobt. Seit damals.

Damals, als ein Wohnwagen mitten in der Wüste Mexikos lichterloh brannte - und für zwei Menschen, die die Glut ihrer Leidenschaft in die staubige Einsamkeit getrieben hatte, zum schaurigen Käfig wurde, aus dem es kein Entrinnen gab. Damals, als Sylvia - Charlize Theron -, die Frau am Fenster, und eine erfolgreiche Restaurantbesitzerin in Seattle, noch ein Kind war - und anders hieß: Mariana. Ein Name, den sie zurückgelassen hat. Wie auch das Kind, das sie zwei Tage nach der Geburt sich selbst überließ. Weil sie den Ort des Geschehens nicht mehr ertrug. Weil sie der Tod der beiden Liebenden bis heute verfolgt: Denn es waren dies ihre Mutter Gina - Kim Basinger - und deren mexikanischer Geliebter Nick.

Schauspielerische Frauenpower
"The Burning Plain - Auf brennender Erde", so der Titel eines herausragenden Kinofilms von Guillermo Arriaga, der die grandiosen Drehbücher zu "Babel", "21 Gramm" oder "Amores Perros" geschrieben hatte - ein Meister der verschachtelten Erzählweise - und der hier zwei Hollywood-Blondinen und Oscar-Preisträgerinnen, Charlize Theron ("Monsters") und Kim Basinger ("L.A. Confidential") in ein erschütterndes Schicksalskonstrukt einbindet. Jennifer Lawrence ("Winter's Bone"), die die junge Mariana spielt, komplettiert die schauspielerische Frauen-Power dieser fesselnden Produktion, deren Musik von Hans Zimmer komponiert wurde.

Guillermo Arriaga schreibt und erzählt diese dunklen, tragischen Geschichten, die von emotionalem Mysterium und Martyrium zu berichten wissen, und er weiß seine filmischen Dramen stets aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten - eine inszenatorische Signatur, die er sich höchst erfolgreich und weltweit prämiert zu eigen gemacht hat.

Theron will "Dämonen gegenübertreten"
Charlize Theron, seine Protagonistin, ist Sylvia, diese enigmatische Frau, die ihre Narben versteckt und aus ihrer Vergangenheit flieht. Eine Schauspielerin, die sich bedingungslos ihren Parts ausliefert wie in "Monsters", wo sie Oscar-gekrönt die Serienmörderin Aileen Wuornos gab und dabei ihr platinblondes Sweetheart-Image, das sie in "Gottes Werk und Teufels Beitrag" oder "Die Legende von Bagger Vance" noch kultiviert hatte, brutal ausmerzte. In "Auf brennender Erde" zeigt sie sich verzweifelt-kühl. Chalize Theron: "Man kommt in seinem Leben an einen Punkt, an dem man seinen Dämonen gegenübertreten muss!"

Dass dieses ernste Statement einer tragischen persönlichen Zäsur entspringt, ist weitgehend unbekannt. So wurde sie, die in Südafrika aufwuchs, als Jugendliche Zeugin, wie ihre Mutter ihren - Charlizes - schwer alkoholabhängigen Vater in Notwehr erschoss. Und vielleicht beruht ihre Wandlungsfähigkeit gerade auf dem Wunsch, sich freizuspielen - von vielem. Umwerfend ihre Aura als Femme fatale in dem Spot für das Parfum "J'adore", wenn sie langbeinig Zimmerfluchten durchschreitet und sich entblößend mit sinnlicher Stimme "J'adore ... Dior" haucht.

Seit 2008 ist Charlize Theron UN-Botschafterin. "Gewalt gegen Frauen" ist eines jener Themen, dessen sie sich annimmt. Mit aufrüttelnden Reden in großen Foren will sie dem oft angstvollen Schweigen der Opfer entgegenwirken. Noch immer wütend wird sie, wenn sie an einen ihrer Vorsprechtermine als blutjunge Schauspielerin denkt, der in der Wohnung eines Regisseurs stattfand. Der von sich überzeugte Filmemacher empfing sie im seidenen Schlafrock und mit gut gekühltem Champagner - und mit wohl recht eindeutigen Absichten in Sachen Besetzungscouch! Wie hat sie reagiert? Theron: "Na, wie schon. Ich habe ihn ausgelacht - und am Absatz kehrt gemacht!"

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