Das Große Walsertal:

Einst strukturschwach, heute ein Vorbild

Vorarlberg
25.09.2022 18:23

Vor genau 50 Jahren haben sich die Gemeinden des Großen Walsertals zur REGIO zusammengeschlossen. Es war dies auch der Startschuss für eine ganz besondere Erfolgsgeschichte.

Den Walsern sagt man bekanntlich nach, bodenständig, selbstbestimmt und mitunter auch ein wenig stur zu sein. Insofern verwundert es auch nicht, dass man im Großen Walsertal auf einen eigenständigen Weg gesetzt hat, wohlwissend um die Potenziale, aber auch die Defizite der Region. So war es etwa aufgrund der Topografie nie eine ernsthafte Option, wie andere Vorarlberger Seitentäler auf den Skitourismus zu setzen. Auch an Intensivlandwirtschaft war aufgrund der kleinteiligen Strukturen und der Berghänge nicht zu denken.

Als sich im Jahre 1972 die Gemeinden Blons, Fontanella, Raggal, Sonntag, St. Gerold und Thüringerberg zur REGIO Großes Walsertal zusammenschlossen, waren die Aussichten keineswegs rosig: Das Große Walsertal galt als die strukturschwächste Region Vorarlbergs, es fehlte zudem an Entwicklungsperspektiven, weshalb gerade die Jüngeren in Scharen auszuwandern drohten. Heute, 50 Jahre später, sieht die Lage freilich anders aus: Nach Jahren der Stagnation und des - moderaten - Rückgangs wächst die Bevölkerung wieder. Schenkt man den einschlägigen Studien Glauben, dürfte dieser Trend die kommenden Jahrzehnte anhalten. Auch die Alterung ist - anders als etwa im Montafon oder im Klostertal - kein großes Thema.

Kooperation statt Kirchturmdenken
Dass die Talschaft den erzwungenen Wandel erfolgreich bewältigt hat, liegt nicht zuletzt an der REGIO selbst. Der Blick über den eigenen Kirchturm öffnete nämlich auch den Horizont für ein Projekt, welches die Region maßgeblich und nachhaltig prägen sollte: den UNESCO-Biosphärenpark Großes Walsertal. Dieser ist letztlich auch Ausdruck der historisch gewachsenen und engen Verbundenheit der Bevölkerung mit der Natur. Der Mensch hat sich hier die Natur nie zum Untertan gemacht, sondern ist vielmehr eine fast schon symbiotische Beziehung mit ihr eingegangen. Im Tal lassen sich noch artenreiche Magerwiesen finden, hier gedeihen Pflanzen, die anderswo im Ländle längst von Jauche und Kunstdünger „weggespült“ worden sind. Diese „blühenden Landschaften“ rechnen sich auch wirtschaftlich: Rund 180.000 Nächtigungen verzeichnet der Biosphärenpark mittlerweile pro Jahr, auch ohne Hotelburgen, Freizeittempel und ultramoderne Liftanlagen zieht es immer mehr Gäste in das Tal.

Fast 45 Prozent der Bauern setzen auf „Bio“
Von den Touristen profitiert auch die Landwirtschaft: Fast 45 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe sind Bio-Bauernhöfe - ein im restlichen Vorarlberg unerreichter Wert. Der Biosphärenpark ist für viele Bauern zur Existenzgrundlage geworden: Die behutsame Pflege der Landschaft wird mit diversen Förderungen entlohnt, zudem haben sich durch das UNESCO-Zertifikat in Sachen Vermarktung ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

Die positive Entwicklung wird auch international registriert: Das Große Walsertal gilt als Vorzeigemodell für die erfolgreiche Umsetzung des Biosphärenpark-Konzepts und dient immer wieder Delegationen aus aller Welt als Anschauungsbeispiel. Von den Walsern einiges abschauen könnte sich allerdings auch in Vorarlberg so manche Region...

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