So klein, so schädlich

2,5 Millionen Schaden: Rekordjahr für Borkenkäfer

Steiermark
07.09.2022 06:00

Sie haben klingende Namen wie Buchdrucker oder Kupferstecher - doch die Schädlinge fühlen sich heuer besonders wohl und sind so für steirische Forstwirte ein echtes Problem.

Franz Hofstätter ist im Moment ziemlich bedient: In den meisten Jahren hatte er bislang gar keinen Borkenkäferbefall in seinen sieben Hektar Wald, sonst zehn, maximal 20 befallene Bäume. „Aber heuer sind es schon 250“, sagt der Jagerberger. Ein Trauerspiel in mehrfacher Hinsicht: „Weil es immense, ungeplante Arbeit ist, die alle so schnell wie möglich herauszuschneiden. Weil viele Bäume noch gar nicht ,reif’ gewesen wären zum Fällen. Und weil es so viel Schadholz ist - es macht einen Unterschied, ob man pro Baum 80 oder 180 Euro lukrieren kann.“

Der Borkenkäfer ist ein riesiges Problem für viele steirische Forstwirte, speziell heuer. „Das ist durch die Hitze und Trockenheit bedingt“, weiß Josef Krogger, Forstexperte der Landwirtschaftskammer. „Diese beschleunigt die Entwicklung, damit entstehen noch mehr Generationen.“

Bäume durch Trockenheit geschwächt
Aber wie kann so ein millimetergroßer Winzling eine mächtige Fichte zu Fall bringen? Kann man die Rinde, unter der sich die „Brutstätte“ befindet, nicht einfach entfernen? Krogger: „Nein, denn genau hier sitzen quasi die Wasseradern des Baumes. Und die werden durch den Borkenkäfer eben zerstört, damit stirbt der Baum.“ Und der ist heuer durch die Trockenheit ohnehin schon geschwächt.

Freilich hat die Natur es so eingerichtet, dass er sich wehren kann, indem er Harz ausschüttet. Krogger: „Aber das geht nicht gegen die Übermacht einer Millionenschaft an Käfern.“ Und es gibt natürliche Feinde. Aber der Ameisenbuntkäfer etwa frisst nur einen Käfer am Tag. Auch der Mensch kann präventiv nicht viel ausrichten. „Es gibt Spritzmittel, jedoch müsste damit die gesamte Rinde erreicht werden. Bei Fichten bis zu 30 Metern Höhe ist das meist unmöglich, auch aus der Luft“.

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In der Steiermark gibt es eine Million Hektar Wald. 4,8 Millionen Festmeter werden im Jahr geschlägert, zehn Prozent sind vom Käfer befallen. Das macht 2,5 Millionen Euro Schaden.

Forstreferent Josef Krogger

Rächen sich Fehler aus der Vergangenheit?
Doch von oben kommt Hilfe, befallene Bäume überhaupt zu entdecken: „Es werden vermehrt Drohnen eingesetzt, die an den Nadeln erkennen, ob der Baum noch gesund ist. Dann kann man zumindest schnell reagieren und ihn fällen; denn das ist die einzige Lösung.“ Auch Hunde werden schon gezielt auf Borkenkäfer befallene Bäume trainiert. Pheromonfallen bringen nur Aufschlüsse über das Ausschwärmen, „sie wirken aber leider nicht wie eine Mausefalle“.

Vielfach gibt es auch die Meinung, das Problem wäre hausgemacht, indem in den letzten Jahrzehnten überall so viele Fichten gesetzt wurden. Krogger: „Das ist kontrovers zu debattieren. Auf jeden Fall wäre es ein Fall von Nachher-ist-man-klüger.“

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