Umweltskandal in Tirol

Diesel im Brennersee: Vorfall auf „ROLA“ vertuscht

Tirol
31.08.2022 12:10

Dieser Vorfall in Tirol birgt jede Menge Brisanz: Von einem Lkw auf der Rollenden Landstraße (ROLA) - ein Zug, mit dem Transporter auf der Schiene befördert werden - flossen 1500 Liter Diesel in den Griesbergbach, ein Teil davon dann in den Brennersee. Vonseiten der ROLA wollte man den Vorfall angeblich verheimlichen.

„Am Mittwoch, dem 20. Juli, wurde Kommandant Alois Wieser informiert, dass der Griesbergbach mit Öl verunreinigt ist. Sofort wurde eine Mannschaft organisiert und am Zulauf zum Brennersee wurden mehrere Ölsperren errichtet.“ Exakt so steht es auf der Homepage der Feuerwehr Gries am Brenner. Nachsatz: „Der Verursacher konnte nicht gefunden werden.“

Ölfilm auf dem See
Die Hintergründe des Vorfalls wurden erst jetzt bekannt. Alarm geschlagen hat im Juli Albert Herzog, der Fischereipächter vom Brennersee. „Ich bin am 20. Juli morgens zum See gekommen und habe schon von Weitem Diesel gerochen“, schildert er gegenüber der „Tiroler Krone“. Kurz darauf sah er den Ölfilm auf dem Gewässer. Er verständigte sofort Polizei und Feuerwehr.

Zitat Icon

Ich bin am 20. Juli morgens zum See gekommen und habe schon von Weitem Diesel gerochen.

Albert Herzog, Fischereipächter Brennersee

Tank bei Lkw schwer beschädigt
Der „Krone“ liegen Unterlagen vor, die den Schluss zulassen, dass der Ölfilm von einem defekten Tank eines Lkw auf der ROLA herrührt. Und dass der Vorfall bereits einen Tag vor Entdeckung durch den Fischereipächter passierte. Denn am 19. Juli wurde beim Auffahren auf einen Zug bei einem Lkw der Tank schwer beschädigt.

Angeblich flossen 1500 Liter Diesel rund zwei Stunden lang ins Gleisbett – und dadurch in den Griesbergbach, der durch einen Stollen fließt und in den Brennersee mündet.

„Sicherheitseinrichtungen haben funktioniert“
Die ÖBB bestätigen, dass es an dem Tag durch einen Vorfall beim Auffahren zum Austritt von Diesel kam. „Die anwesenden Mitarbeiter haben sofort Maßnahmen ergriffen und mit den bereitstehenden mobilen Wannen und Ölbindemitteln austretenden Diesel aufgefangen bzw. gebunden“, sagt ÖBB-Pressesprecher Christoph Gasser-Mair. Darüber hinaus hätten sämtliche Sicherheitseinrichtungen „nach allen zur Verfügung stehenden Informationen auch zum Zeitpunkt des Vorfalls funktioniert“.

Bei einem derartigen Notfall müsste freilich sofort die Feuerwehr verständigt werden. Dies geschah in diesem Fall allerdings nicht. „Niemand schlug Alarm, durch rasches Eingreifen hätte man viel verhindern können“, ärgert sich Herzog.

Hinweis durch Fischereipächter
Laut „Krone“-Informationen sollte der Dieselaustritt vertuscht werden. Als Grund vermutet ein Insider, der anonym bleiben möchte, dass ein Feuerwehreinsatz verrechnet würde. Erst durch den Hinweis von Herzog einen Tag später wurde der Umweltskandal publik.

Immerhin konnte die Feuerwehr Gries dann einen noch ärgeren Umweltschaden verhindern. Der Fischereipächter hat jedenfalls Anzeige erstattet, die Umweltbehörde bei der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck ist eingeschaltet. Zum Vorwurf der Vertuschung äußerte sich vonseiten der ÖBB niemand.

Kein Kommentar von ÖBB zum Vertuschungsvorwuf
Bemerkenswert: Es soll sich nicht um den ersten Zwischenfall dieser Art gehandelt haben. „Schon 2020 flossen 1000 Liter Diesel aus einem aufgerissenen Lkw-Tank in das Naturdenkmal Brennersee“, erinnert sich Herzog. „Ich habe auch schon damals Anzeige erstattet. Die ROLA hat dann die Auflage bekommen, Vorkehrungen zu treffen, um künftig eine solche Umweltverschmutzung zu verhindern“, erzählt er. Trotzdem kam es jetzt zu diesem Zwischenfall.

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