Wunder von Wörgl

Geld-Experiment machte Tiroler Gemeinde berühmt

Die Arbeiter erhielten als Entlohnung Wertscheine und konnten damit einkaufen.

(Bild: Unterguggenberger Institut Archiv)

Vor 90 Jahren wurde in Wörgl Geschichte geschrieben. Auf Initiative von BM Michael Unterguggenberger bot man der Weltwirtschaftskrise mit dem sogenannten Freigeld die Stirn. Dem erfolgreichen Experiment wurde aber bald der Garaus gemacht. 

Spätestens seit dem Film „Das Wunder von Wörgl“ (2018) mit Karl Markovics in der Titelrolle ist das Freigeld-Experiment der Gemeinde Wörgl im Jahr 1932 wieder ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt und wurde weit über die Grenzen Tirols bekannt.

Das Unterguggenberger-Institut in Wörgl sorgt dafür, dass das regionale Wirtschaftswunder nicht in Vergessenheit gerät. Auch 90 Jahre nach der Umsetzung hat die Freigeld-Idee nichts an Aktualität verloren. Ihr Vater war der Sozialdemokrat und Wörgler Bürgermeister Michael Unterguggenberger. Er reagierte damit auf viel Elend und Armut in der Zeit der Weltwirtschaftskrise. 1932 waren in der Region 1500 Menschen arbeitslos, viele „ausgesteuert“ und damit ohne Recht auf staatliche Unterstützung.

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Politisches Meisterstück des Bürgermeisters
Unterguggenberger gelang ein politisches Meisterstück. Er initiierte ein Nothilfe-Programm, hinter das sich auch die anderen Parteien stellten. Nach der Idee des sogenannten Schwundgeldes wurden Arbeitswertscheine ausgegeben. Diese konnten bei regionalen Firmen eingelöst oder damit Arbeiter bezahlt werden. Die Scheine verloren jedoch rasch an Wert. So war sichergestellt, dass die Scheine zirkulierten.

Und plötzlich florierte die regionale Wirtschaft
Das Freigeld zeigte rasch Wirkung, die regionale Wirtschaft florierte wieder. Durch eine eingebaute Geldsteuer konnte auch die Gemeinde wieder investieren. 1932 flossen zum Beispiel 102.000 Schilling in Infrastruktur wie Straßenasphaltierungen, Kanalbauten oder Freizeiteinrichtungen.

Nachdem ein Jahr später immer mehr österreichische Gemeinden dem Beispiel Wörgls folgten, veranlasste die Nationalbank 1933 das Verbot des Währungsexperimentes. Das Wunder war somit vorbei.