Ein echter Überflieger

Er macht einen der gefährlichsten Jobs der Welt

Bergkrone
24.07.2022 11:38

Norbert „Norbi“ Winkler hat einen der gefährlichsten Jobs der Welt: Der 20-jährige Kärntner ist einer von nur fünf Gleitschirm-Testpiloten Österreichs. Immer wieder bringt er sich dafür bewusst in lebensgefährliche Situationen. Doch durch seine Erfahrung und sein Können wird das Paragleiten für alle immer sicherer.

Störmungsabriss oder Klapper, damit ist das teilweise aber auch gesamte Zusammenfallen eines Paragleiters im Flug gemeint, davor fürchtet sich wohl jeder Gleitschirm-Anfänger. Für Norbert Winkler hingegen sind diese Flugzustände Alltag. Denn als Testpilot hebt der junge Pilot aus Drobollach am Faaker See immer wieder mit Prototypen ab und bringt diese an ihre Grenzen. „Jedes Fluggerät und daher auch jeder Gleitschirm benötigt eine Zulassung. Die Schirme sind in die Klassen A, B, C und D unterteilt. Während A-Schirme ein Maximum an passiver Sicherheit sowie ein extrem verzeihendes Flugverhalten bieten und auch leicht zu starten sind, sind C-Schirme viel leistungsstärker und fordern den Piloten viel mehr. D-Schirme werden überhaupt nur von ambitionierten Streckenpiloten geflogen“, erklärt Norbi, der übrigens einer der jüngsten Testpiloten überhaupt ist. „Bei der Klassifizierung von Schirmen muss man spezielle Klapper fliegen, das ist eine ganz eigene Technik. Das Besondere ist, dass jeder Schirm anders klappt und deshalb braucht man viel Gefühl, um diese genau ins benötigte Messfeld zu bringen.“ Und das ist alles andere als ungefährlich. „Wir fliegen deshalb aber immer mit zwei Rettern, also zwei Rettungsfallschirmen, falls etwas daneben gehen sollte“, so der Überflieger: „Ich musste den Retter beim Testen aber erst einmal verwenden.“

Von einem Testpiloten wird außergewöhnliches Können und blitzschnelles Reaktionsvermögen verlangt. All das erfüllt Norbi, der mit seinen 20 Jahren bereits tausende Flüge absolviert hat. „Ich hebe seit sechs Jahren ab“, schmunzelt der symatische Pilot: „Als ich 14 Jahre alt war, hat mich mein Onkel zum Übungshang mitgenommen und ich war sofort begeistert.“ Schon bei seinem 50-sten Höhenflug - 40 verlangt alleine die Ausbildung- versuchte Norbi einen „Fullstall“, also einen kompletten Strömungsabriss zu fliegen: „Soetwas macht man normal nach 100 bis 200 Flügen und meistens im Zuge eines speziellen Sicherheitstrainings. Da habe ich festgestellt, dass man mit einem Gleitschirm auch Helis oder Loopings fliegen kann.“

Den Norbert Winkler ist nicht nur Testpilot, sondern auch ein Weltklasse-Kunstflug-Gleitschirmpilot. Gemeinsam mit seinem Partner Thomas Schlögl aus der Steiermark wurde Norbert im Vorjahr Vizeweltmeister im Syncronfliegen bei der WM in Lago di Cavazzo im italienischen Friaul. Eineinhalb Jahre haben sich die beiden Piloten dafür vorbereitet.

Ist es nicht gefährlich Gleitschirme zu testen? Norbi: „Sicher ist es gefährlich, vor allem der Anfang. Aber dann entwickelt man rasch ein Gespür und erlebt deshalb immer weniger Überraschungen in der Luft.“ BeimTesten arbeitet Norbert Winkler eng mit den Konstrukteuren der Gleitschirme zusammen: „Manchmal braucht es nur wenige Tage, aber es kann auch Wochen dauern, bis ein Prototyp so fliegt, wie er fliegen soll. Bei der Entwicklung geht es darum, das Optimum aus Sicherheit und Leistung zu erreichen.“ Der Drobollacher, der das Perau Gymnasium in Villach absolviert hat, ist als Testpilot bei Gleitschirm-Herstellern sehr begeehrt: „Weil ich nur zwischen 58 und 64 Kilogramm wiege und so leicht bin, kann ich die kleineren Damenschirme testen.“ Wer Norbi einmal persönlich kennen lernen will, oder mit ihm zu einem Tandemflug abheben will, der trifft den 20-Jährigen auf der Gerlitzen bei Adventure Wings in Bodensdorf oder auch bei Maggie Grabner von der Kärntner Flugschule. Und Maggie ist von Norbi begeistert: „Er fliegt mit so viel Gefühl und Können, er ist ein außergewöhnlicher Pilot.“

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