„Ich bin kein Held“

Steirer bewahrte Mann vor Todessprung

Steiermark
19.07.2022 06:56

Franz Lechner hat einen lebensmüden Oststeirer davon abgehalten, von einer 40 Meter hohen Eisenbahnbrücke in den Tod zu springen. Die „Steirerkrone“ hat den Helden, der gar keiner sein will, getroffen.

„Ich bin sicher kein Held“, sagt der 56-jährige Steirer bescheiden. Ohnehin ist ihm die ganze Situation sichtlich unangenehm. Auch zum Foto mussten wir ihn erst einmal überreden. Aber das, was Franz “Franky" Lechner gemacht hat, gehört einfach vor den Vorhang. Denn er hat einem anderen Menschen das Leben gerettet.

„Ich hab geschrien, er soll sofort zurücksteigen“
Es war der 25. September 2021. Der Reitstall-Besitzer wollte gerade in Rohrbach an der Lafnitz Diesel holen. „Wir waren auf dem Sprung nach Wien, und während sich meine Frau fertig gemacht hat, bin ich schnell noch einmal losgefahren.“ Auf dem Weg sieht er plötzlich eine Person auf der 40 Meter hohen Zeilbrücke stehen.

„Ich bin ausgestiegen, er hat mich angeschaut, und ich habe rauf geschrien, er soll sofort zurücksteigen“, schildert der Oststeirer. Denn der Mann hing bereits an der Außenseite des Geländers und wollte offenbar jede Sekunde loslassen.

„Wir haben über seine Kinder gesprochen“
„Und dann hab ich angefangen, mit ihm zu diskutieren. Wir haben über seine Kinder gesprochen. Und was sie dann tun sollen, ohne ihren Papa. Und ich hab auch viel geschimpft.“ Ins Detail möchte er nicht gehen, schmunzelt Lechner. Aber es waren schon einige Schimpfwörter dabei.

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Wenn ich dann in der Zeitung lesen würde, da ist einer runtergesprungen - das hätte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können.

"Franky" Lechner

„Fünf Mal ist er, glaube ich, hin und her gestiegen. Er war total unschlüssig, obwohl er vorbereitet war. Er hat sein Auto auf einem Parkplatz abgestellt, ist zu Fuß herspaziert und hat noch drei Bier getrunken.“ Vermutlich, um sich Mut zu machen.

„Mir war es wichtig, dass ich etwas tue“
Hatte Franz Lechner nie Angst, dass der Oststeirer, der gerade eine Lebenskrise durchmachte, tatsächlich springt? „Nein. Wenn er hüpft, dann hüpft er. Das kann ich nicht ändern. Mir war einfach wichtig, dass ich was tue, wenn ich da vorbeifahre und den seh. Wenn ich dann in der Zeitung lesen würde, da ist einer runtergesprungen - das hätte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können."

Einmal war es knapp. Denn als der lebensmüde Familienvater die Polizei-Sirenen hörte, „da hat er Panik gekriegt“. Durch Dornenhecken kletterte Lechner schließlich durch den Wald zur Brücke hinauf. „Und das in meinem Alter, da geht es ja fast senkrecht hoch. Aber ich hab da einfach rauf müssen.“

„Er war richtig erleichtert“
Oben nahm er den weinenden Mann in Empfang. „Ich hatte das Gefühl, er war richtig erleichtert.“ Die beiden saßen dann noch eine Zeit lang im Wald, der Mann rauchte drei Zigaretten und fuhr dann mit der Rettung mit.

Und auch wenn Franz Lechner alle zwei, drei Tage an der Brücke vorbeifährt, ist die Sache abgeschlossen. „Es ist gut und fertig.“

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.

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