In der nötigen Freiheit liegt die Kraft: Österreichs Frauen-Fußball-Teamspielerinnen sind im EM-Teamquartier in Bagshot nicht „eingesperrt“. Auch wenn es in der noblen Unterkunft Hotel Pennyhill Park so gut wie alles gibt, um sich die Zeit zu vertreiben, tut es gut, manchmal auch eine andere Umgebung zu sehen. Teamchefin Irene Fuhrmann setzt dabei auf die Eigenverantwortung von Kapitänin Viktoria Schnaderbeck und Co. und will damit auch einem Lagerkoller vorbeugen.
Auch am Tag nach dem 1:0 gegen Norwegen samt fixiertem Aufstieg ins Viertelfinale konnten sich die ÖFB-Kickerinnen am Samstag wie auch schon in der Folge der ersten beiden Auftritte ihr Tagesprogramm ohne große Vorgaben zusammenstellen. Dass weite Ausflüge oder der Besuch von Plätzen mit großen Menschenansammlungen da ausgenommen sind, ist aufgrund der Coronavirus-Situation natürlich klar. Die Zeit mit der Familie oder Freunden zu verbringen steht bei vielen ganz weit oben.
Wie in den Niederlanden 2017
„Irene fordert von uns sehr viel Intensität im Training, was gut ist. In den Randphasen achtet sie aber sehr darauf uns den Spaß und den nötigen Freiraum zu lassen. Abschalten zu können ist ganz wichtig“, sagte Torfrau Manuela Zinsberger. Diese willkommene Abwechslung vom Alltag hatte sich schon 2017 in den Niederlanden auf dem Weg ins Halbfinale bewährt.
„Klar müssen wir ihnen auch Freiheiten geben, weil es nicht gut ist, wenn du immer eingesperrt bist. Es ist ganz wichtig, dass sie vom Kopf her immer wieder wegkommen und nicht ständig auf Hochspannung laufen“, betonte Fuhrmann. Aufgrund einer „sehr hohen Eigenverantwortung“, auch was die Einhaltung von Corona-Präventivmaßnahmen betrifft, habe sie da keine Bedenken.
Freiheiten genießen, ohne sie auszunutzen
„Alle haben ein super Verständnis dafür, was möglich ist und was nicht. Wir können uns zu 100 Prozent darauf verlassen, dass, wenn Dinge vorgegeben sind, sie sich auch daran halten“, so Fuhrmann. Das versicherte auch Carina Wenninger. „Man muss Freiheiten auch genießen können ohne das man sie ausnutzt. Diese Selbstdisziplin haben wir, das gelingt uns in den letzten Jahren sehr gut“, sagte die Neo-AS-Roma-Legionärin.
Die 31-jährige Steirerin ist auch Teil des Mannschaftsrates, dem nicht nur Routiniers angehören und der durchaus Gewicht hat. Sie beschrieb den Austausch mit Fuhrmann diesbezüglich als „sehr gut“. „Wir geben oftmals Feedback, wenn wir das Gefühl haben, da oder dort könnte im Training mehr Emotionalität sein, genauso gibt uns Irene permanent Feedback, wenn von den Mädels wieder mehr kommen muss“, sagte Wenninger.
„Kannst nicht sieben Tage, 24 Stunden durchhackeln“
Die eine oder andere Stunde Abstand vom EM-Stress genießen übrigens auch die Betreuer. „Du kannst ja nicht sieben Tage, 24 Stunden durchhackeln. Da ist es wichtig, sich auch Freiräume zu schaffen. Es gibt Arbeitsaufträge, und jeder weiß, wann er die fertig haben muss und kann es sich dadurch so einteilen, dass er auch Zeit für sich hat, wo er einmal durchschnaufen kann“, verlautete Fuhrmann.
Bei den Siegesfeiern nach Schlusspfiff dürfen die Betreuer natürlich auch nicht fehlen. „Ohne Spaß wären wir nicht dort, wo wir sind. Ohne dem würden sich das viele vielleicht gar nicht mehr antun, weil es ist ja nicht so, dass die eingebundenen Betreuer da alle hauptberuflich arbeiten, sondern sie machen es, weil es ihnen taugt, wir ein besonderes Setting haben und es eine willkommene Abwechslung zu ihrem normalen Berufsalltag ist“, erläuterte die 41-jährige Wienerin.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.