Bevölkerung in Sorge

Umfrage: 63% glauben an russischen Gas-Lieferstopp

Österreich
25.06.2022 11:04

Die österreichische Bevölkerung sieht die Versorgung des Landes mit russischem Gas als gefährdet an. Laut einer aktuellen Umfrage halten es 63 Prozent der Bevölkerung für wahrscheinlich, dass Österreich im Winter gar kein russisches Gas mehr erhält.

21 Prozent denken, ein Gas-Lieferstopp sei eher nicht wahrscheinlich, nur sechs Prozent schließen ihn aus. Zehn Prozent machten keine Angabe. Die Umfage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Unique Research für das Nachrichtenmagazin „profil“ erstellt (n=800; maximale Schwankungsbreite: +/-3,5%).

Österreich bei gemeinsamem EU-Gaseinkauf dabei
Bei der österreichischen Bundesregierung schrillen die Alarmglocken. So wird Österreich beim gemeinsamen Gaseinkauf der Europäischen Union dabei sein. „Wir haben unsere Quantitäten eingemeldet“, sagte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Freitag am Rande eines EU-Gipfels in Brüssel, ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Über die von der EU-Kommission eingerichtete und koordinierte Plattform soll das Gas am Weltmarkt für die gesamte EU erworben werden. Das Bündeln der Kaufkraft macht einen niedrigeren Preis möglich.

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Österreich hat generell einen anderen Energiemix. Wir haben im Sommer sehr viel Wasserkraft zur Verfügung, Sonne und Wind und brauchen weniger Gas zur Energieerzeugung von Strom.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP)

Deutschland rief „Notfallplan Gas“ aus
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Ende Februar gilt die Versorgung Europas mit Gas aus Russland als gefährdet. Schon jetzt hat Russland die Lieferungen nach Österreich, Deutschland und in andere EU-Staaten stark gedrosselt oder komplett gestoppt. Deutschland rief am Donnerstag die Alarmstufe im „Notfallplan Gas“ aus, Österreich nicht.

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) (Bild: dpa)
Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)

Nehammer: „Nehmen Entwicklung sehr ernst“
Deutschland brauche diese nächste Warnstufe, damit es noch mehr Kohlekraftwerke ans Netz bringen könne, erklärte Nehammer. „Österreich hat generell einen anderen Energiemix“, so der Bundeskanzler weiter: „Wir haben im Sommer sehr viel Wasserkraft zur Verfügung, Sonne und Wind und brauchen weniger Gas zur Energieerzeugung von Strom.“ Österreich habe aber auch die Frühwarnstufe ausgerufen, „wir nehmen die Entwicklung sehr, sehr ernst“, betonte Nehammer.

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck befürchtet angesichts der drohenden Gastnotlage einen Dominoeffekt hin zu einer schweren Rezession in seinem Land. „Klar ist auch, wenn die deutsche Wirtschaft einen schweren Einbruch erleidet, hängt natürlich Österreich mit dran, weil wir ganz enge Partner sind“, sagte Nehammer.

Bei dem Treffen der 27 EU-Staats- und Regierungschefs drängten einige EU-Staaten auch auf einen Preisdeckel für Gas. Das Erreichen eines EU-weiten Preisdeckels wäre eine Sensation, sagte Nehammer. Das unterstütze auch Österreich, allerdings sei das „technisch schwer“ umzusetzen. Die EU-Kommission habe den Auftrag, nach Lösungen zu suchen, und „alles, was da positiv an Lösungen kommt, nehmen wir gerne mit“, so der Bundeskanzler.

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