Betrieb in NÖ gesperrt

Schweinemast-Skandal: „Zustände sind schockierend“

Niederösterreich
24.06.2022 10:46

Für Entsetzen sorgen die Zustände in einem AMA-Schweinemastbetrieb in Niederösterreich. Wie berichtet, zeigten am Donnerstag veröffentlichte Aufnahmen neben verletzten und kranken Tieren auch Kadaver, teils schon stark verwest. Der Verband Österreichischer Schweinebauern, kurz VÖS, zeigte sich ob der Missstände bestürzt: „Diese Zustände sind schockierend.“ Der Betrieb wurde mittlerweile gesperrt, das AMA-Gütesiegel entzogen.

Der VGT hatte die offensichtlichen Missstände in dem Betrieb am Donnerstag öffentlich gemacht und auch zur Verfügung gestellte Aufnahmen aus dem Inneren der Anlage veröffentlicht. Sie offenbarten verheerende Zustände in dem Betrieb und großes Tierleid. Viele der Schweine waren verletzt oder krank, ebenso zeigten Aufnahmen tote, teils bereits stark verweste Tiere und ließen auf eine längere Vernachlässigung schließen.

Die in den Aufnahmen sichtbaren katastrophalen Missstände sind offensichtlich das Resultat von mangelhafter Tierbetreuung und legen klare Verstöße gegen das Tierschutzgesetz nahe“, erklärte der VÖS am Freitag via Aussendung. Tierhalter hätten die „Pflicht, ihre Tiere bestmöglich zu betreuen“, hieß es weiter. Tägliche Kontrollen sind daher nötig, und Handeln im Ernstfall.

„Tage- oder gar wochenlange Vernachlässigung“
Das ist in dem Betrieb jedoch offenbar nicht geschehen. Der VÖS geht von tage- oder gar wochenlanger Vernachlässigung aus. Wenn Tiere unzureichend betreut würden, sei dies unabhängig vom Haltungssystem eine schwere Verfehlung.

AMA: „Höchstmaß an finanziellen Sanktionen“
Der Betrieb besitzt das AMA-Gütesiegel, die AMA ließ den Betrieb noch am Donnerstag sperren. Finanzielle Sanktionen würden folgen, so AMA am Freitag via Aussendung. „Der Betrieb wurde mit sofortiger Wirkung für das AMA-Gütesiegel gesperrt. Der Schaden für das AMA-Gütesiegel und für die gesamte Schweinebranche ist beträchtlich und wird nach dem Sanktionskatalog der AMA mit dem Höchstmaß an finanziellen Sanktionen zu ahnden sein“, erklärt die AMA nach der am Freitagvormittag am Betrieb durchgeführten Kontrolle.

Schärferes Kontrollsystem
Angekündigt wurde zudem eine Nachschärfung beim Kontrollsystem. Schweinemastbetriebe werden jährlich kontrolliert. Kommt es bei einem Betrieb zu keinen Beanstandungen, kann der Zeitraum auf zwei oder drei Jahre ausgedehnt werden. Bislang wurden diese am Vorabend angekündigt, künftig wolle man aber auf völlig unangekündigte Kontrollen setzen. 

Gebrochen wurde eine Lanze für den allergrößten Teil der Betriebe. Diese würden gut und ordentlich arbeiten. „Sie verdienen unser Vertrauen. Bilder, wie wir sie zuletzt zur Kenntnis nehmen mussten, beschreiben Ausnahmesituationen. Nichtsdestotrotz weniger verursachen sie massive Vertrauensverluste", so der Appell.

Betreiber will Vorwürfe „restlos aufklären“
Der Betreiber reagierte laut ORF NÖ mit einer schriftlichen Stellungnahme. Es seien keine toten Tiere gefunden worden, bestritt er. Gemeinsam mit dem Betreuungstierarzt und den zuständigen Behörden wolle er die Vorwürfe „restlos aufklären“. Seitens der Amtstierärztin verordnete Maßnahmen - wie berichtet, gab es am Donnerstag bereits eine Kontrolle - habe man unmittelbar umsetzen können.

Ein Gipfel mit dem Handel am Freitag, bei dem es um eine Haltungskennzeichnung ging, wurde indes seitens der AMA begrüßt. Man bekenne sich seit Langem zu einer objektiven Kennzeichnung von Haltung und Tierwohl. „Die Signale des Lebensmittelhandels, mit der Landwirtschaft konstruktive Gespräche auf Augenhöhen führen zu wollen, freuen uns sehr. Viele Schweinebauern sind offen für eine Weiterentwicklung“, so Michael Blass, AMA-Marketing-Geschäftsführer. Der Gipfel wurde seitens Insidern allerdings heftig kritisiert und als „reine Politshow zur Selbstdarstellung“ bezeichnet.

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