Große Stromreserve

Wird Kohlekraftwerk Riedersbach wieder entmottet?

Oberösterreich
21.06.2022 08:00

Putin dreht uns nach und nach das Erdgas ab, die Strompreise drohen weiter zu explodieren und die Versorgungssicherheit wankt. Zugleich steht in Oberösterreich ein erst 2016 eingemottetes Kohlekraftwerk, nämlich Riedersbach 2 an der Salzach, einst der Stolz der Stromversorgung im Land. Könnte man es als Notmaßnahme wieder in Betrieb nehmen? 

Da erst 2020 stillgelegte Kohlekraftwerk im steirischen Mellach ist als Notfallvariante ins Gespräch gebracht worden. Auch in Oberösterreich stünde ein „Reserve-Kraftwerk“, nämlich das Kohlekraftwerk Riedersbach 2 an der Salzach. Es ist erst 2016 stillgelegt worden. Und das nicht aus technischen Ursachen, sondern aus Kostengründen. „Die Verwerfungen auf den Energiemärkten zwingen uns dazu, die Stromerzeugung aus Kohle am Standort zu beenden. Obwohl die Anlagen technisch in optimalen Zustand sind, ist ein weiterer Betrieb wirtschaftlich nicht mehr möglich“, sagte an jenem Märztag vor sechs Jahren der damalige Generaldirektor Leo Windtner.

„Ein Stück Industriegeschichte ist zu Ende“
Noch emotionaler wurde damals Technikvorstand Werner Steinecker, der heute noch Generaldirektor des Oberösterreichischen Energieversorgers (und Entsorgers) ist: „ Die Kohleverstromung am Kraftwerksstandort Riedersbach war über Jahrzehnte eine wesentliche Stütze der sicheren Stromversorgung in Oberösterreich. Heute ist ein Stück Industriegeschichte zu Ende gegangen.“ Denn mit dem im  Jahr 1986 in Betrieb genommenen Kohlekraftwerk mit 165 MW Leistung (immerhin ein Sechstel eines Reaktorblocks im südböhmischen AKW Temelin) konnte über 30 Jahre hinweg der Bedarf von 162.000 Haushalten gedeckt werden.

250.000 Tonnen Kohlereserven verstromt
Unglaubliche Mengen an Steinkohle hat dieses Kraftwerk verschluckt und verfeuert: Seit dem Stillegungsbeschluss des Aufsichtsrates im Juni 2013 wurden am Kraftwerksstandort die noch gelagerten Kohlevorräte von rund 250.000 Tonnen verstromt. Gewählt wurde der Standort in den 1960-er Jahren aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Braunkohlebergbau der SAKOG in Trimmelkam und der ausreichenden Kühlwasserversorgung aus der Salzach.

Drei Hürden für die Wiederinbetriebnahme
Rein technisch gesehen könnte man das eingemottete Kraftwerk wieder anwerfen. Allerdings gäbe es dafür drei Hürden zu überwinden: Das Kraftwerk hat keine gültigen Genehmigungen mehr, eine neue Umweltprüfung wäre nötig. Die 80 Fachkräfte, die das Kraftwerk betrieben haben, sind nicht mehr da. Und Kohle gibt es vor Ort auch keine mehr, also müssten erstmal Lieferanten gefunden werden und einen eue Transportlogistik (per Bahn) müsste aufgebaut werden.

Eigentlich sollte Gaskraftwerk entstehen
Aus heutiger Sicht ein  Segen ist, dass in Riedersbach doch  kein Gaskraftwerk errichtet wurde, wie man noch 2016 erwogen hat. Damals hieß es anlässlich der Stilllegung: „Der Standort Riedersbach selbst bleibt erhalten und ist aufgrund der vorhandenen Infrastruktur und der vorliegenden Genehmigungen für ein hochmodernes Gas-und-Dampf-Kraftwerk eine strategische Zukunftsoption für die Energie AG.“ Dieses Kraftwerk müsste nun sauteueres Erdgas verfeuern, bis dieses - zumindest aus Russland - sowieso versiegt.

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