"Jüdisches Olympia"

13. Makkabispiele in Wien mit feierlicher Zeremonie eröffnet

Wien
07.07.2011 08:39
Mit einer groß angelegten Zeremonie ist am Mittwochabend der Startschuss für die "jüdischen Olympischen Spiele" - Makkabispiele genannt - in Wien gefallen. Die offizielle Eröffnungsrede am Rathausplatz hielt Bundespräsident Heinz Fischer, der - wie andere Redner - auch auf die dunklen Kapitel in der Geschichte Österreichs, allen voran auf die NS-Vergangenheit, hinwies. Zuvor stellten der Einzug der Athleten sowie die Entzündung der Makkabiflamme weitere Höhepunkte der Feierlichkeiten dar (Bilder siehe Infobox).

Fischer betonte in seiner in Englisch gehaltenen Ansprache vor rund 4.000 Besuchern, dass man sich der Vergangenheit bewusst sei und diese stets im Bewusstsein habe. Allerdings seien die Makkabispiele eine Möglichkeit dafür zu zeigen, dass sich der Zugang zur Geschichte geändert habe und man stolz sei auf diese Entwicklung. Als Beispiel nannte der Bundespräsident den vor zwei Jahren eröffneten neuen Campus der Jüdischen Gemeinde in Wien.

Neben zahlreichen heimischen Politikern - darunter Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Bildungsministerin Claudia Schmied und Wiens Bürgermeister Michael Häupl - nahm auch Israels Parlamentspräsident Reuven Rivlin an den Feierlichkeiten bei. Dass die Makkabispiele in der Bundeshauptstadt, wo vor 70 Jahren Juden verfolgt und in den Tod geschickt worden seien, stattfinden, sei "ein Zeugnis für den Sieg des jüdischen Geistes über die Schatten der Vergangenheit", betonte Rivlin.

"Das Miteinander in den Mittelpunkt unserer Arbeit" stellen
Häupl sprach von einem "historischen Sportfest", auf das die Stadt stolz sei: "Das Feuer der Makkabiflamme steht für das Feuer in unserem Herzen." Man sei sich in dieser freudigen Stunde aber auch der "dunklen Jahre der Schoah bewusst und der daraus resultierenden Verpflichtung, das Miteinander in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen", betonte der Bürgermeister. Wiens Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg erinnerte an die Katastrophe des Holocausts und gedachte jener, "die starben für unser Recht, als Juden zu leben".

Entzündung der Makkabiflamme
Noch vor dem Redereigen begannen die Eröffnungsfeierlichkeiten mit dem mehr als halbstündige Einzug der Athleten. Am Beginn der Delegationen aus insgesamt 37 Nationen stand Israel, beschlossen wurde die Flaggenparade von den österreichischen Vertretern. Später trugen Veteranen des jüdischen Sportclubs Hakoah die offizielle Fahne der Spiele, die anschließend gehisst wurde, in Richtung Bühne.

Einen weiteren Höhepunkt stellte die Entzündung der Makkabiflamme dar. Diese Aufgabe übernahm Eishockeyspieler Rafael Rotter, der bei den Vienna Capitals spielt. Im Anschluss daran intonierte der Wiener Jüdische Chor die Nationalhymne Israels, das österreichische Pendant gaben die Wiener Sängerknaben zum Besten.

Nach der offiziellen Eröffnung durch Bundespräsident Fischer folgte der Showteil der Zeremonie. Auf dem Programm stand etwa eine Lesung von Schauspieler Maximillian Schell aus einer Rede von Theodor Herzl, dem "Vater des Zionismus". Grundsätzlich war dieser Teil des Abends als Streifzug durch die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Österreich angelegt - inklusive Filmzuspielungen und Tanzeinlagen.

Über 2.000 Sportler treten in 17 Disziplinen an
Im Rahmen der Makkabispiele werden bis 12. Juli Wettbewerbe abgehalten - ein paar davon haben bereits am Mittwoch stattgefunden (siehe Infobox). Rund 6.000 Besuchern sind laut Schätzungen der Organisatoren am Auftakttag des Sportevents bei den Wettbewerben live dabei gewesen.

Rund 2.000 Sportler aus knapp 40 Nationen treten in 17 Disziplinen gegeneinander an. Die österreichische Mannschaft umfasst 190 Personen, die bekannteste ist Schwimm-Profi Maxim Podoprigora. Offiziell enden die Makkabispiele aber erst am 13. Juli, dem Abreisetag. Am Abend davor findet in der "Pyramide" in Vösendorf die große Schlussveranstaltung statt.

Die jüdischen Makkabispiele zählen zu den größten sportlichen Veranstaltungen der Welt. Die ersten wurden 1932 in Tel Aviv veranstaltet. Alle vier Jahre finden sie in Israel statt. Zeitversetzt dazu wird ebenfalls alle vier Jahre das europäische Pendant veranstaltet. Mit der 13. Ausgabe in Wien geht das jüdische Sportfest nun zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum über die Bühne.

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