Wirtschaftsforscher:

Mehr Homeoffice könnte langfristig Klima schädigen

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11.05.2022 12:16

Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden spart zwar die Anfahrt ins Büro oder zur Fabrik, kann dem deutschen Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo zufolge aber dennoch die CO2-Emissionen steigen lassen. „Kurzfristig fahren die Menschen weniger oft in die Arbeit und die CO2-Emissionen sinken vorübergehend“, sagt Ifo-Forscher Waldemar Marz. „Langfristig ziehen sie jedoch weiter von den teuren Innenstädten weg und nehmen längere Pendeldistanzen in Kauf.“

Zudem sinke der Anreiz, sich sparsamere Fahrzeuge anzuschaffen, wenn mehr im Homeoffice gearbeitet werde. „Diese beiden Anpassungsprozesse gleichen die anfängliche CO2-Verringerung zu etwa 90 Prozent wieder aus“, rechnet der Experte vor.

Für Forscher ist langfristige Perspektive bedeutsam
„Zieht man zusätzlich noch höhere Gebäude-Emissionen bei größerer Wohnfläche und niedrigere Passagierzahlen im öffentlichen Nahverkehr in Betracht, kehrt sich die häufig erhoffte Verringerung des CO2-Ausstoßes durch mehr Homeoffice-Tage auf lange Sicht in eine Erhöhung um“, so Marz weiter. Das Klimaproblem habe einen sehr langen Zeithorizont. Daher sei gerade der langfristige Blick bedeutsam.

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Zieht man höhere Gebäude-Emissionen bei größerer Wohnfläche und niedrigere Passagierzahlen im öffentlichen Nahverkehr in Betracht, kehrt sich die erhoffte Verringerung auf lange Sicht in eine Erhöhung um.

Ifo-Forscher Waldemar Marz

Die Modellrechnungen beruhen auf Daten aus den USA. „Die Ergebnisse sind jedoch auf Europa übertragbar, da die meisten Unterschiede wie etwa Pro-Kopf-Einkommen, Fahrzeugpräferenzen oder Baulandpreise einen geringen Einfluss auf die vorwiegend prozentualen Ergebnisse haben“, weiß Marz.

Homeoffice bei Arbeitnehmern weiterhin populär
Heimarbeit bleibt trotz der abflauenden Corona-Pandemie gefragt. Der Anteil der deutschen Beschäftigten, die zumindest teilweise im Homeoffice arbeiteten, lag im April bei 24,9 Prozent, wie das Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage ermittelte. Im März waren es 27,6 Prozent.

Am 20. März wurden in Deutschland alle schwerwiegenden Corona-Beschränkungen abgeschafft, auch verpflichtende Homeoffice-Regelungen, mit denen die Pandemie gebremst werden sollte. Rund jeder sechste Beschäftigte möchte aber auch nach dem Auslaufen der Pflicht nicht zurück ins Büro, wie aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Plattform Xing hervorgeht.

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