Elf Jahre sind vergangen, seit ein fürchterliches Feuer Alice zunächst ihrer Familie und dann ihres Verstandes beraubte. Letzterer konnte selbst während eines anschließenden Aufenthalts in der Irrenanstalt nicht vollständig kuriert werden und so wird Alice schon bald nach ihrer Entlassung erneut von Visionen heimgesucht, die sie schlussendlich von der harschen Realität des viktorianischen London immer wieder zurück ins schaurig-schöne Wunderland führen. Köder ist diesmal allerdings kein weißes Kaninchen, sondern ein ausgemergeltes Kätzchen.
Wie bereits im Vorgänger "American McGee's Alice" aus dem Jahre 2000, sieht sich Alice kurz darauf erneut tödlichen Gefahren gegenüber. Den wundersamen Feinden, darunter kochendes Wasser spuckende Teekessel, mit Gabeln bewaffnete "GeschIrre" oder der "Schleichende Verfall", begegnet die junge Frau mit nicht minder absonderlichen Waffen wie der Vorpal-Klinge, einer Pfeffermühle für den Fernkampf oder dem die Blockade des Gegners durchbrechenden Steckenpferd. Zur Verteidigung dienen ihr ein Schirm oder – quasi als letzter Ausweg vor dem Abnippeln – ein zünftiger Hysterie-Anfall, für den Alice noch einmal alle Kräfte mobilisiert.
Die meiste Zeit über geht es in "Alice: Madness Returns" aber weitaus weniger brutal zur Sache und die Protagonistin muss in typischer und recht konventioneller Plattform-Manier, inklusive teils ungünstiger Kameraführung, Hindernisse überwinden. Doppel-, ja sogar Dreifach-Sprünge und ihr luftiges Kleidchen sowie federnde Pilze oder Luftströme helfen ihr dabei, selbst Sprünge über größere Abgründe zu meistern und sanft durch die Lüfte zu gleiten.
Garniert wird das Ganze mit kleineren Schalterrätseln und anderen Knobeleinlagen, die mitunter nur unter Zuhilfenahme magischer Fähigkeiten zu bewältigen sind. So schrumpft sich Alice etwa auf Zwergengröße, um über ebenso winzige Türen in geheime Räume zu gelangen oder mittels besonderem Spürsinn versteckte Hinweise und zuvor unsichtbare Plattformen zu entdecken. Der umgekehrte Weg funktioniert freilich ebenfalls und erlaubt es Alice als Riesin mehrere Gegner einfach plattzuwalzen.
Was "Alice: Madness Returns" jedoch auszeichnet, ist das außergewöhnliche und im wahrsten Sinne des Wortes fantastische Leveldesign aus der Feder von American McGee. Der US-Spieledesigner, der bereits an Titeln wie "Doom" oder "Quake" mitwirkte, verlieh Alice abermals eine ganz eigene Note und schuf so ein Wunderland, das seinem Namen mehr als gerecht wird – wenngleich den Texturen offenbar leider nicht dieselbe Aufmerksamkeit zuteilwurde wie dem Leveldesign an sich.
Fazit: Die außergewöhnliche und wahrlich wunderliche Optik von "Alice: Madness Returns" vermag leider nicht über einige spielerische Schwächen hinwegzutäuschen, darunter die teils vermurkste Kamerasteuerung, matschige Texturen und das repetitive Gameplay. Wer ein Faible für Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" oder auch die blutigere Interpretation von American McGee hat, stört sich daran allerdings nicht, zumal das Plattform-Genre auf PC und Konsole ohnehin unterrepräsentiert ist.
Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, PC
Publisher: Electronic Arts
krone.at-Wertung: 7/10
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