Keine Millionen mehr

Förder-Stopp: Wieso Okto TV nicht fehlen wird

Wien
30.04.2022 06:00

Der Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) trifft gerade eine medienpolitisch richtige Entscheidung und stoppt die Förderungen für ein Millionengrab. Hohe Subventionen, Nonsens-Sendungen, kaum Publikum - das war Okto TV.

Okto TV - der Fernsehsender der Banalitäten. Auf einem Fernsehplatz, den Sie vermutlich erst eine Stunde suchen müssen, wird unter dem Deckmantel des „Community TV“ Nonsens ohne jeden Mehrwert in Endlosschleife ausgestrahlt.

Beispiele beim recherchebedingten Hinzappen: Quallen schwimmen zu Bumbum-Musik im Kreis, eine Katze arbeitet an einem Computer, ein Mann erklärt YouTube-Videos. Dazu Sendungen wie die „Mehmet Keser Show“ - ohne Türkisch als Muttersprache bleibt der Inhalt der Diskussionen unklar, beim Online-Aufruf gibt es nicht einmal deutsche Untertitel.

Die meisten Wiener kennen Sender nicht
Einschaltquoten? Unterirdisch, ein Nischensender unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Laut eigener Homepage (Stand 2021) gibt es 17.707 „Oktothek-Besucher“ pro Monat - das sind 590 Interessierte am Tag. Bei den Livestream-Aufrufen sind es noch weniger, hier werden 3720 pro Monat verzeichnet, also rund 124 am Tag, oder fünf (!) in der Stunde. Die Moderatoren könnten jeden Einzelnen persönlich begrüßen.

„Eine Zuschauererfassung ist sehr schwierig, weil es keinen Werbezeitenverkauf und keine Werbevermarktung gibt“, sagt Geschäftsführer Christian Jungwirth. „Zweimal im Jahr wird stichprobenartig erhoben, und da stehen wir bei 100.000 Sehern monatlich.“ Weitester Seherkreis. Die meisten Wiener jedenfalls haben von dem Sender noch nichts gehört.

Millionen-Regen für den Nischen-Sender
Nun wurde Okto TV aber groß gefördert: Seit 2004 alleine mit 17,7 Millionen Euro von der Stadt Wien und in Summe mit fünf Millionen von der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR). Förderungen alleine für das heurige Jahr von der Stadt: 500.000 Euro, 2019 war es noch eine Million. Die FPÖ schaltete sogar den Stadtrechnungshof ein. Fazit: kein Missbrauch von Fördergeldern, aber völliges Wirrwarr rund um die bezogenen Subventionen.

Zitat Icon

Ich habe von Okto TV noch nie etwas gehört. So viel Steuergeld da reinzustecken, ist schwachsinnig!

Die Wienerin Margarete Sedlmaier (58)

Nun hat der zuständige Stadtrat Peter Hanke auf die Stopp-Taste gedrückt: „Wien stellt die Förderung für Okto ein, weil wir nicht an das lineare TV als Instrument glauben.“ Mehr hat er nicht gebraucht - hätten all jene Empörten, die das jetzt kritisieren, auch nur eine halbe Stunde Okto pro Tag geschaut, der Sender könnte mit dem ORF konkurrieren.

Zumal die Stadt weitere Pläne hat. Hanke: „Der Gedanke der Community-Kommunikation, und auch der damit verbundenen Ausbildungsmöglichkeit, wird weitergetragen.“ Etwa im Rahmen der Medieninitiative. Auch bei den betroffenen Jobs hat die Stadt Hilfe angeboten. Hanke: „Qualifizierte Kommunikations-Mitarbeiter werden jederzeit bei der Stadt gebraucht.“ Der Waff wird außerdem unterstützend eingreifen.

Fazit: Förderungen sind gut und wichtig, aber Sinnlos-TV ist keine Lösung.

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