Flucht nach Salzburg

Geretteter Familie aus Kiew droht die Abschiebung

Salzburg
28.04.2022 08:00

Über Tage fieberten die „Krone“-Leser im März mit, als Andreas Tredak die Familie seines Schwagers von Kiew nach Österreich holte. Ruhe fand das Trio seither nicht. Die Familie muss verzweifelt darum kämpfen, in Österreich zu bleiben, und deswegen wahrscheinlich noch einmal ins Kriegsgebiet zurückkehren.

„Ich bin einfach enttäuscht. Das kann doch nicht sein, dass es Flüchtlinge zweiter Klasse gibt“, ärgert sich Andreas Tredak. Der Familienvater aus Hof holte, wie „Krone“-Leser wissen, die Familie seines Schwagers im März aus der Ukraine nach Salzburg. Zur Ruhe gekommen sind Schwager Yoldash N. , seine Frau Gözel und Töchterchen Leyla seither nicht. Bereits kurz nachdem die Familie im Flachgauer Hof angekommen war, ging der Ärger los.

Wegen Rettung der Familie als Schlepper angezeigt
Die Fremdenpolizei meldete sich bei Andreas Tredak. „Jemand hat mich wegen Schlepperei angezeigt, nur weil ich meine Familie geholt habe“, ist Tredak außer sich. Die gerettete Familie lebte, studierte und arbeitete zwar jahrelang in Kiew, aber all das nützt nichts.

Denn: Familie N. hat die turkmenische Staatsbürgerschaft und darf deswegen nicht wie andere Flüchtlinge aus der Ukraine ohne Weiteres in Österreich bleiben. Die Vertriebenen-Richtlinie der EU nimmt nämlich Angehörige von Drittstaaten in den allermeisten Fällen aus. Im schlimmsten Fall droht der Familie die Abschiebung nach Turkmenistan, also jene Diktatur, der sie vor Jahren den Rücken für ein Leben in der Ukraine gekehrt haben.

„Der Sachbearbeiter ist sehr nett und bemüht, aber er ist rechtlich einfach zum Handeln gezwungen“, weiß Tredak. „Bis 1. Mai müssen sie das Land verlassen, ansonsten droht mir ein Strafverfahren und den dreien die Abschiebung.“

Verzweifelter Kampf um Staatsbürgerschaft
Tragisch: Töchterchen Leyla (1), das in Kiew geboren wurde, hätte eigentlich Anrecht auf die ukrainische Staatsbürgerschaft, wie Mama Gözel N. erklärt. Der Antrag sei bereits vor Monaten in Mariupol gestellt, doch aufgrund der Kriegswirren bisher nicht bearbeitet worden. „Wir haben die zuständige Beamtin erreicht, aber die hat uns gefragt, ob das unser Ernst sei“, erzählt Andreas’ Frau Kamila. „Sie hat gesagt, dass sie selbst auf der Flucht sei und ihren Mann nicht finden könne.“

Versuche, die Staatsbürgerschaft oder zumindest eine Bestätigung über das laufende Verfahren durch die ukrainische Botschaft oder das Konsulat zu erhalten, scheiterten. „Dann haben wir es im grenznahen Lemberg versucht, aber da kann niemand auf den Akt zugreifen“, erzählt Andreas Tredak weiter. Denn: Das nötige Zertifikat kann nur die zuständige Behörde in Kiew ausstellen. „Wenn jetzt nicht noch ein Wunder passiert, müssen wir nach Kiew fahren - es gibt keine andere Lösung“, ist Andreas Tredak entschlossen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber noch - ein ukrainischer Unterhändler versucht, das dringend gebrauchte Zertifikat zu bekommen.

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