US-Experten sicher:

Jetzt „nächste Phase“ im russischen Angriffskrieg

Ausland
16.04.2022 23:34

Russland hat am Karsamstag wieder mit Raketenangriffen auf die Großstädte der Ukraine begonnen. In der Hauptstadt Kiew und in Lemberg gab es Explosionen, auch in Charkiw im Osten des Landes schlugen wieder vermehrt Raketen ein (siehe Video), es gab Tote und Verletzte. Aber: „Das Schlimmste steht uns noch bevor“, ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sicher - US-Experten teilen diese Einschätzung. Bereits in den nächsten Tagen dürfte Russland ihrer Ansicht nach die nächste Phase in seinem Angriffskrieg starten.

Laut zwei hochrangigen US-Verteidigungsbeamten könnte Russland bereits am Wochenende oder Anfang nächster Woche damit beginnen, einige seiner Streitkräfte zurück in die Ukraine zu verlegen. Die Truppen hatten sich vor rund zwei Wochen aus der Region um Kiew und dem Norden des Landes nach Belarus und Russland zurückgezogen.

Die Einschätzung damals war, dass sich die Russen neu gruppieren wollen, bevor sie eine weitere Invasion zu starten, die sich auf die Donbass-Region und den Südosten der Ukraine konzentrieren sollte. Nun aber glauben die US-Beamten nach Informationen von NBC, dass die Offensive beginnen könnte, noch bevor alle anderen Truppen zu erneuten Kämpfen bereit sind. Bereits am Donnerstag habe ein Verteidigungsbeamter gesagt, dass Russland damit begonnen habe, weitere Ausrüstung - darunter Hubschrauber - nach Westrussland zu verlegen.

Ein russischer Konvoi in der Nähe der Hafenstadt Mariupol (Bild: AP)
Ein russischer Konvoi in der Nähe der Hafenstadt Mariupol

Gouverneur: Zehntausende Soldaten im Osten zusammengezogen
Nach Angaben des Gouverneurs des Gebiets Luhansk im Osten der Ukraine hat Russland auch dort Zehntausende Soldaten für eine baldige Offensive zusammengezogen. Zudem seien Hunderte Einheiten Technik in die Region transportiert worden, sagte Gouverneur Serhij Hajdaj am Samstag: „Sie haben schon alles für einen Durchbruch bereit.“ Seiner Einschätzung nach warten die russischen Truppen nur noch auf besseres Wetter, um dann zeitgleich in den Gebieten Luhansk und Donezk ihre Angriffe zu starten. In beiden Regionen soll nach Wettervorhersagen Mitte kommender Woche der Regen aufhören.

Kurzstreckenraketen und Artillerie die neuen Hauptwaffen?
In dieser neuen Offensive dürften die russischen Truppen versuchen, die ukrainischen Kämpfer entlang der Grenze zwischen dem Donbass und der restlichen Ukraine einzukreisen. Hatte sich das Militär in den ersten Wochen des Angriffskrieges auf Langstreckenfeuer und Luftangriffe verlassen, so könnten nun Kurzstreckenraketen und Artillerie die neuen Hauptwaffen werden.

Das Problem dabei ist nicht nur, dass der Ukraine langsam die Munition ausgeht - die 40.000 von den USA zugesagten Artilleriegeschosse dürften maximal für eine weitere Woche reichen -, auch ist die Artillerie der Ukrainer veraltet oder bereits von den Russen zerstört. Die 18 Haubitzen, die ebenfalls von den USA versprochen wurden, würden zwar eine Hilfe sein, doch die Ukraine sei auch für diese Waffen auf Munitionslieferungen aus weiteren Ländern angewiesen.

„Worauf setzen sie, dass wir monate- oder jahrelang kämpfen?“
Selenskyj forderte bereits mehr Tempo bei den Waffenlieferungen für sein Land. „Von dem Moment an, an dem sie sagen, wir haben beschlossen, der Ukraine Waffen zu liefern, bis unsere Streitkräfte die Waffen erhalten, können zwei bis drei Wochen vergehen“, sagte der Staatschef am Samstag in einem Interview für ukrainische Internetmedien. Der Prozess dauere zu lange. „Worauf setzen sie, dass wir monate- oder jahrelang kämpfen?“ Dennoch glaubt Selenskyj, dass die Ukraine längerfristig kein Problem mit Waffenmangel haben wird.

Präsident Selenskyj ist sicher: Das Schlimmste steht seinem Land noch bevor. (Bild: AP)
Präsident Selenskyj ist sicher: Das Schlimmste steht seinem Land noch bevor.

Beide Länder wollen mehr als 20.000 Gegner getötet haben
Seit Kriegsbeginn vor mehr als sieben Wochen sollen russischen Angaben zufolge auf ukrainischer Seite mehr als 23.000 Soldaten getötet worden sein. Darunter seien Angehörige der ukrainischen Armee, der Nationalgarde sowie Söldner, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Die Ukraine selbst gibt die Verluste in den eigenen Reihen deutlich niedriger an.

Selenskyj sprach in einem am Freitag verbreiteten Interview von 2500 bis 3000 getöteten ukrainischen Soldaten. Zugleich erklärte Selenskyj, dass auf russischer Seite mehr als 20.000 Militärs getötet worden sein sollen. Moskau wiederum gibt die eigenen Verluste weiterhin mit etwa 1350 an.

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