Teuerung

Für viele Familien wird es finanziell sehr eng!

Vorarlberg
10.04.2022 07:00

Erst waren es die Energiepreise, jetzt werden auch noch Lebensmittel teurer - Corona hat bei vielen Vorarlbergern ein tiefes Loch in die Haushaltskasse gerissen. Die Teuerung sorgt in etlichen Familien für Kopfzerbrechen, Caritas und das „Institut für Sozialdienste“ (ifs) warnen bereits vor zunehmender Armut bis in die Mittelschicht.

Der Schock an der Zapfsäule war groß, als die Preise erstmals über zwei Euro gestiegen sind. Auch die Energiekosten sind entsprechend mitgaloppiert. Zuletzt lag die Inflation bei 6,8 Prozent, das ist die höchste Verteuerung des alltäglichen Lebens seit Beginn der 1980er-Jahre. Und der Albtraum ist noch lange nicht vorbei - ganz im Gegenteil: Die Spritpreise haben zwar wieder etwas nachgelassen, jetzt droht jedoch die nächste Teuerungswelle bei Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs. „Wenn nun auch noch Grundnahrungsmittel teurer werden, droht mehr und mehr auch die Mittelschicht in die Armutsgefährdung zu rutschen“, warnt der Leiter der Caritas-Beratungsstelle „Existenz&Wohnen“, Christian Beiser.

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Um die Kostenentwicklung abzufangen, braucht es armutsfeste und existenzsichernde Einkommen.

Christian Beiser, Caritas

Dabei hatte bereits die Coronakrise viele Haushalte finanziell arg gebeutelt: „Nicht wenige mussten ihre Rücklagen aufbrauchen.“ Eine Erhebung der Statistik Austria bestätigt: Jeder dritte Haushalt steht heute finanziell schlechter da als vor Beginn der Pandemie. „Die Menschen haben keine Reserven mehr.“ Viele seiner Klienten würden alles versuchen, damit sie ihre Wohnung nicht verlieren - auch wenn diese längst nicht mehr leistbar ist. „Ich hatte diese Woche ein Gespräch mit einer Frau, die 55 Prozent ihres gesamten Einkommens für die Wohnkosten aufwenden muss.“ In der Delogierungsprävention gilt als Orientierung, dass die Wohnkosten nicht mehr als 30 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen sollten, damit eine Wohnung als gut leistbar gilt. „Unter diesen Schwellenwert fällt aber nur ein Fünftel unserer Klienten.“

Auch bei der ifs-Schuldenberatung melden sich bereits vermehrt Menschen, die mit der rasanten Preisentwicklung finanziell nicht mehr mitkommen. „Vor allem der Kostentreiber Wohnen macht uns Sorgen. Die Schere zwischen hohen Mieten und niedrigen Einkommen klafft zunehmend auseinander. Der gemeinnützige Wohnbau in Vorarlberg ist mit 12 Prozent im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr schwach aufgestellt“, kritisiert die Leiterin der Schuldenberatung, Simone Strehle-Hechenberger. Die Betroffenen würden oft bei der sozialen Teilhabe einsparen. „Das ist besonders für Kinder in armutsgefährdeten Familien bitter. Eingespart wird aber auch bei der Gesundheit.“

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Klar ist, dass es deutlich spürbare Ausgleichsmaßnahmen für einkommensschwache Menschen braucht.

Simone Strehle-Hechenberger, ifs

Mit den Klienten werde versucht, nachhaltige Lösungen zu erarbeiten. „Eine nachhaltige Schuldenregulierung ist jedoch nur möglich, wenn Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht sind. Und das wird angesichts der steigenden Wohnkosten und der allgemein dynamischen Preisentwicklung leider zunehmend schwieriger.“#

Lohnsteigerungen sind zu gering
Massive Teuerungsraten hat es auch in der Vergangenheit gegeben - etwa im Zuge der beiden Ölkrisen in den Siebzigern. Damals waren allerdings auch die Zinsen auf Sparguthaben entsprechend hoch, wovon aktuell keine Rede sein kann. Dazu kommt der faktische Einkommensverlust: Die derzeitigen Lohnabschlüsse liegen zwischen zwei und drei Prozent und damit weit unter der Inflationsrate.

Böse Zungen behaupten, dass dem Staat die sprudelnden Steuereinnahmen zur Krisenfinanzierung gerade recht kommen. Fakt ist, dass sich die staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation auf bescheidene Einmalzahlungen beschränken. Beiser und Strehle-Hechenbergers sind sich einig, dass das zu wenig ist: „Klar ist, dass es weitere Ausgleichsmaßnahmen für einkommensschwache Menschen braucht. Wichtig wäre zudem, dass die Betroffenen dabei nicht zu Bittstellern werden“, betont die Schuldenberaterin, die vor allem bei der Wohnbeihilfe, der Sozialhilfe und beim sozialen Wohnbau Handlungsbedarf sieht.

Beiser schlägt in dieselbe Kerbe: „Um die Kostenentwicklung abzufangen, braucht es vor allem armutsfeste und existenzsichernde Einkommen, die mit den Preisanstiegen im Bereich der Wohn- und Energiekosten mithalten können. Das betrifft sowohl die Löhne wie auch die Leistungen der Arbeitslosenversicherung, der Pensionsversicherung und der Sozialhilfe. Wenn die Einkommen nicht mit den Ausgaben Schritt halten - wer soll die Rechnung dann bezahlen?“

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