In seiner neuesten Kolumne hat sich „Krone“-Autor Harald Petermichl mit den eigentlich ganz leicht verständlichen Spielmodi der verschiedenen Fußball-Großveranstaltungen beschäftigt. Und hat dabei bemerkt, dass skandinavische Länder aufgrund ihrer Bildungssysteme deutlich profitieren.
Während das vom Königreich Saudi-Arabien (oder war’s doch die FIFA?) veranstaltete Turnier in den USA, wo Donald Trump vorgestern sein „Big Beautiful Bill“ unterschrieben hat, allmählich auf die Vorschlussrunde zusteuert, sofern das heute noch so heißt, geht am Abend bei unseren westlichen Nachbarinnen die Frauen-Europameisterschaft bereits in den zweiten Spieltag der Gruppenphase. Erfreulicherweise nehmen bloß 16 Teams am Bewerb teil und so gestaltet sich das Turnier angenehm schlank und überschaubar. 51 der 55 Verbände hatten sich um die Teilnahme beworben, lediglich San Marino, Gibraltar und Liechtenstein hatten keine Teams gemeldet und Russland eh klar. Es galt allerdings die Regularien für die Qualifikation besonders genau zu lesen, denn alles war wieder mal ganz neu.
Wenn auch von betörender Schlichtheit: Die Qualifikation fand analog der UEFA Women’s Nations League statt und so qualifizierten sich neben den eidgenössischen Ausrichterinnen die Gruppenersten und -zweiten der Liga A direkt für die Endrunde. Die Gruppendritten und -vierten der Liga A spielten in der ersten Play-off-Runde gegen die fünf Gruppensieger und die drei bestplatzierten Gruppenzweiten der Liga C, die vier Gruppensieger und die zwei bestplatzierten Gruppenzweiten der Liga B spielten gegen die übrigen zwei Zweitplatzierten und die vier Drittplatzierten der Liga B. Die 14 Sieger dieser ersten Runde kämpften dann in der zweiten Runde um die letzten sieben EM-Tickets. Ist doch tatsächlich alles ganz simpel und selbsterklärend.
Auffällig ist, dass man im Norden Europas dieses aparte Regelwerk besonders sinnerfassend gelesen und daher auch richtig verstanden haben muss, denn mit Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden sind gleich fünf Teams in der Endrunde vertreten, die das Philippuskreuz in unterschiedlichen Farbkombinationen in ihren Flaggen führen. Fast ein Drittel also. Ob das daran liegt, dass die skandinavischen Bildungssysteme, in denen soziale Ungleichheiten durch konsequente Investitionen in die Bildung deutlich reduziert werden, wo es Noten meist erst ab der siebten Klasse gibt und der Fokus auf individuelles Lernen gerichtet ist, jenem von Österreich, dem Schüler:innen und Lehrkräfte gleichermaßen im Bildungsklima-Index 2025 ein verheerendes Zeugnis (sic!) ausgestellt haben, weit überlegen sind, werden wir nie erfahren. Aber vielleicht kommt die Bildungspolitik hierzulande irgendwann zur Besinnung und dann klappt’s auch mit der Qualifikation für die EM 2029. Wäre doch schön.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.