Historische Reise. Jetzt beginnt der vorösterliche Polit-Tourismus Richtung Ukraine: Gestern besuchten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Außenbeauftragter Josep Borrell und der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger den ukrainischen Präsidenten Zelenskij in Kiew. Heute folgt der österreichische Bundekanzler Karl Nehammer. Und das ist eine historische Reise, denn Nehammer ist der erste österreichische Regierungschef in der Zweiten Republik, der in ein Kriegsgebiet reist. Der Besuch beim ukrainischen Präsidenten ist gefährlich und anstrengend: Nach einem Sonderflug nach Polen gestern Abend startete der österreichische Tross zur 12-stündigen Zugfahrt durch das ukrainische Kriegsgebiet. Doch diese Reise ist nicht nur gefährlich und anstrengend…
Eiszeit mit Russland. Vor allem ist Nehammers Kiew-Besuch politisch heikel. Der Bundeskanzler spricht nicht nur mit Präsident Wolodimir Zelenskij, sondern auch mit dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko und er besucht zudem die zerstörte Stadt Butscha, wo russische Soldaten ein Massaker an der Zivilbevölkerung anrichteten. Nehammers Mission: „Mein Besuch dient auch dazu, unsere Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung zu zeigen.“ Vermitteln will er auch, dass sich die Ukraine auf die freie Welt verlassen könne. Und weil der Bundeskanzler weiß, wie heikel diese Reise wegen der österreichischen Neutralität ist, betonte er schon davor: „Es ist wichtig, dass wir im Rahmen unserer Neutralität der Ukraine sowohl auf humanitärer als auch auf politischer Ebene beistehen.“ In der heutigen Ausgabe der „Kronen Zeitung“ versuchen wir die Bedeutung dieser Reise einzuordnen. Für Hannes Leidinger, Historiker und Experte für österreichisch-russische Beziehungen von der Universität Wien ist es „mit Sicherheit ein Wendepunkt in der österreichischen Geschichte, weil unsere Neutralität noch nie so gefährdet war.“ Russland werde den Besuch beim Kriegsgegner argwöhnisch beobachten und jedes Wort des Kanzlers auf die Goldwaage legen. Und wie wird Russland reagieren? Im schlimmsten Fall, fürchtet Leidinger, werde Russland Österreich nicht mehr als neutral anerkennen. Er prophezeit ein längere „Eiszeit“ in den russisch-österreichischen Beziehungen. Eine Anspielung auf Putins Macht über den Gashahn zur Leitung Richtung Österreich?
Einen schönen Samstag!
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