"Sehr selbstbewusst"

Fuchs: “Deutsche wissen, dass sie besser sind”

Fußball
29.05.2011 14:29
Christian Fuchs spielt seit mittlerweile drei Jahren in Deutschland, nach zwei Saisonen beim VfL Bochum steht der 25-Jährige seit 2010 beim FSV Mainz 05 unter Vertrag. Am Freitag trifft er im ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion mit Österreich in der EM-Qualifikation auf seine Wahlheimat (20.30 Uhr). Im Interview spricht der Niederösterreicher über die Stärken von Joachim Löw und Mesut Özil, die Schwächen Österreichs sowie das berühmte deutsche Selbstvertrauen, das den meisten Österreichern fehlt.

Für Österreich sind Spiele gegen Deutschland besonders speziell. Ist das aus Ihrer Erfahrung auch umgekehrt so oder stufen die Deutschen solche Partien in die Kategorie "Pflichtsieg" ein?
Christian Fuchs: "Die Deutschen sehen das nicht so als Ehrensache an wie wir. Vielleicht unterschätzen sie uns, das wäre super. Allerdings weiß ich auch, dass die deutschen Spieler bei der EM 2008 Angst hatten, dass sie für eine neue Schande wie Cordoba sorgen könnten."

Wie sieht es in Deutschland mit der Wertschätzung des österreichischen Fußballs aus?
Fuchs: "Als ich nach Deutschland wechselte, haben mich viele Leute gefragt, ob wir in Österreich überhaupt ernsthaft Fußball spielen. Mittlerweile ist das Ansehen des österreichischen Fußballs in Deutschland sehr gestiegen. Es gibt zahlreiche österreichische Spieler, die bei deutschen Mannschaften eine gewisse Führungsrolle haben. Deshalb gibt es auch vermehrt Interesse an Österreichern, wie jetzt etwa an Zlatko Junuzovic."

Wie groß ist der Unterschied zwischen dem österreichischen und deutschen Team?
Fuchs: "Auch die österreichischen Spieler haben individuelle Klasse und können in der deutschen Liga gut mithalten. Aber der größte Unterschied zwischen einem Deutschen und einem Österreicher ist das Auftreten. Die Deutschen haben eine Selbstverständlichkeit und ein Selbstbewusstsein in ihnen drinnen, dass sie die Besseren sind. Das ist eine Sache, die wir Österreicher unbedingt lernen müssen. Wir machen uns zu klein. Es braucht sich keiner verstecken. In jedem muss das Bewusstsein geweckt werden, dass eine Teilnahme an einer Endrunde möglich ist."

Kann man ein solches Bewusstsein erlernen?
Fuchs: "Ich hab's in Deutschland gelernt. Das ist eine gewisse Lebenserfahrung, die du zum Beispiel gewinnst, wenn du ins Ausland in eine höherwertige Liga wechselst. Ich rate jedem, der das Potenzial und die Möglichkeit hat, den Sprung zu machen. Auch wenn du dir am Ende vielleicht nur Lebenserfahrung holst."

Wer sind die Schlüsselfiguren im deutschen Team?
Fuchs: "Da könnte ich die ganze Mannschaft aufzählen, da sind schon viele Weltstars dabei. Der Ausfall von Bastian Schweinsteiger ist ein Vorteil für uns, er ist defensiv und fürs Aufbauspiel sehr wichtig. Mesut Özil ist auf seiner Position über alle anderen zu stellen. Ich habe zweimal gegen ihn gespielt. Er ist wendig, beidbeinig, unberechenbar, schnell, einfach Weltklasse."

Wie viel Anteil an der Entwicklung und am Erfolg hat Deutschlands Teamchef Joachim Löw?
Fuchs: "Löw ist ein sehr akribischer Arbeiter, der engen Kontakt mit den Vereinen pflegt. Im Grunde wird alles auf die Nationalmannschaft ausgerichtet, schon im Verein werden ein gewisses System und Laufwege vom Nationalteam trainiert. Das ist auch in den Nachwuchs-Nationalmannschaften so. Wenn ein U20-Spieler ins A-Team kommt, weiß er genau, was zu tun ist."

Hat Österreich noch eine realistische Chance, an der EM 2012 teilzunehmen?
Fuchs: "Wenn man realistisch ist, dann ist die Chance sehr klein. Es warten sehr schwere Aufgaben. Wir müssen noch zweimal gegen Deutschland spielen, die Türkei kommt nach Wien und wir fliegen noch nach Aserbaidschan und Kasachstan. Aber solange eine theoretische Chance besteht, müssen wir darum kämpfen."

Warum wird es wieder einmal nicht mit einer Endrunden-Teilnahme klappen? Oder sind die Ansprüche einfach zu hoch?
Fuchs: "Mein Anspruch ist, dass wir uns für eine Endrunde qualifizieren. Und zwar nicht als Gastgeber. In der laufenden Quali haben wir - wie so oft - Lehrgeld gezahlt. Irgendwann sollten wir aus unseren Fehlern lernen. Es ist nicht befriedigend, wenn es immer so dahinplätschert. Es stellt sich die Frage, ob man den bisherigen Weg so verfolgen muss oder ob man sich nicht längerfristige Ziele setzen sollte."

In Mainz hat es zuletzt Unruhe gegeben, weil Sie an einen Wechsel denken sollen.
Fuchs: "Da wird so viel Blödsinn geredet, es wurden Sätze aus dem Kontext gerissen. Es wurde behauptet, dass ich unbedingt weg möchte, das ist aber nicht wahr."

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(Bild: KMM)



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