Kokain per Post

Handel mit Suchtgift verlagert sich ins Darknet

Web
05.02.2022 14:30

Der Verkauf und Versand von Suchtmitteln über das Darknet boomt. Auch Österreich ist von dieser globalen Entwicklung betroffen. Wie das Bundeskriminalamt am Samstag bilanzierte, sind in den vergangenen fünf Jahren durch große Schwerpunktkontrollen in Zusammenarbeit mit dem Zoll 17.000 Sendungen sichergestellt worden. Dabei wurden bis dato rund zwei Tonnen Drogen, neue psychoaktive Substanzen und andere psychotrope Stoffe beschlagnahmt.

Obwohl die Kontrollen auch 2021 verstärkt durchgeführt wurden, war laut Bundeskriminalamt ein leicht rückläufiger Trend in den Sicherstellungszahlen von Suchtmittel-Postsendungen zu verzeichnen. Wurden 2018 noch 3696, 2019 3902 und 2020 3708 Postsendungen sichergestellt, waren es im Vorjahr nur noch rund 2800, von denen 93 Prozent aus den Niederlanden stammten. Hauptbetroffenes Ziel-Bundesland war Wien, gefolgt von der Steiermark, Tirol, Oberösterreich und Kärnten.

Auch Darknet-Dealer von Pandemie betroffen
Dass es im Vorjahr weniger Drogen auf dem Postweg nach Österreich schafften, lag laut Bundeskriminalamt zum einen an seit Juni 2020 täglich stattfindenden Schwerpunktkontrollen der niederländischen Post. Aber auch generell hätten die Maßnahmen der Kriminalpolizei in ganz Europa dazu geführt, dass sich viele Lieferanten, auch Vendoren genannt, nicht mehr sicher fühlten. Zudem sei auch die Darknet-Community aufgrund der Pandemie von verzögerten oder nicht erhaltenen Lieferungen betroffen.

Online-Handel ergänzt Straßenverkauf
In Österreich hat sich die Anzahl der bisher aktiven und bekannten österreichischen Vendoren auf den gängigen Darknet-Marktplätzen stark verringert, eine Zu- oder Abnahme in den Verkaufszahlen wurde laut Bundeskriminalamt aber bisher nicht festgestellt. Es würden nach wie vor die klassischen Suchtmittel sowie auch synthetische Substanzen angeboten, die Preise schienen stabil und unverändert. Den Kriminalisten zufolge zeigt sich jedoch, dass die Drogen von hoher Qualität zu einem relativ niedrigen Preis online gekauft und dann gewinnbringend im Straßenhandel weiterverkauft werden. Der Online-Handel stelle somit eine Ergänzung zum bestehenden klassischen Straßenhandel dar, erschwere aber die Ermittlung einer gesamten Täterschaft.

Innenminister Karner für intensive Kontrollen
„Die österreichischen Ermittlerinnen und Ermittler genießen international höchstes Ansehen und leisten hervorragende Arbeit. Der Suchtmittelhandel kann nur durch intensive Kontrollen - sowohl auf der Straße, aber auch im Internet - nachhaltig bekämpft werden. Diesem Umstand werden wir auch bei der gegenwärtig laufenden Kriminaldienstreform Rechnung tragen“, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).

Bereits im Jahr 2018 wurde im Bundeskriminalamt ein spezialisiertes Referat zur Bekämpfung des Online-Suchtmittelhandels installiert, das unter anderem schwerpunktmäßig Ermittlungen gegen in Österreich ansässige Online-Suchtmittelhändlerinnen und -händler und deren Abnehmer durchführt. Dabei ist die Zerschlagung der Vertriebswege eines der effektivsten Mittel, da die im Darknet angebotenen Suchtmittel hauptsächlich über den herkömmlichen Postweg versendet werden. Seit Beginn 2020 wurden daher die Ermittlungen mit Schwerpunktkontrollen der Postwege kombiniert.

So konnten im Jahr 2021 auch zwei führende Tätergruppierungen, die über zwei Online-Shops auf verschiedenen Darknet-Marktplätzen insgesamt über 175 Kilogramm Suchtgift - davon knapp 40 Kilogramm Kokain - an Tausende Abnehmer verkauft hatten und damit einen Gewinn in Millionenhöhe erzielten, dingfest gemacht werden. Bei der Operation „George“ gab es zahlreiche Festnahmen, der Dealer war laut Ermittlern im Darknet eine lebende Legende. Tatsächlich verbargen sich hinter „George1580“ fünf Österreicher.

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